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Frauenstreik in der Kirche Auftreten statt aus der Kirche austreten

Schweizer Katholikinnen und Katholiken gehen auf die Strasse. Ihr Ziel: Die Macht innerhalb der Kirche umkrempeln.

Die Kirchenstreikwoche «Maria 2.0» in Deutschland erhielt viel Aufmerksamkeit. In den Medien, aber auch in den Pfarreien.

«Ich bin beeindruckt von der Dynamik der Aktion», sagt Iva Boutellier, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes. Die deutsche Aktion habe Frauen mobilisiert, die «bis jetzt immer brav waren». Iva Boutellier hofft, dass etwas Ähnliches in der Schweiz passiert.

Nicht mehr brav sein

Mitte Juni, angehängt an den nationalen Frauenstreik, wollen auch die Schweizer Kirchenfrauen streiken. Von Freitag bis Sonntag sind Aktionen geplant. Die Frauen wollen mehr Macht und Mitsprache in der römisch-katholischen Kirche.

Pinker Bischofshut.
Legende: Pinker Punkt statt Pussyhat: das Symbol des Schweizer Frauenkirchenstreiks. lukath.ch / Roberto Conciatori

Iva Boutelliers Frauenbund ist Mitorganisator des Streiks. Die Theologin sieht durchaus Gemeinsamkeiten zur Aktion «Maria 2.0». Auch die Schweizer Katholikinnen wollten nicht mehr brav sein: «Wir wollen auftreten, statt aus der Kirche austreten!» Aktiv werden, statt immer nur diskutieren, lautet die Devise.

Iva Boutellier hofft, dass in der Schweiz so etwas wie eine neue römisch-katholische Basisbewegung entsteht: «Das wäre sehr schön. Es gilt jetzt, nicht nachzulassen und auch nach dem Frauenstreik weiter zu kämpfen.»

Gegen Missbrauch einstehen

Sich engagieren und ein Zeichen setzen will auch Veronika Jehle. Die Spitalseelsorgerin organisiert gerade mit sieben weiteren Theologinnen und Theologen eine Kundgebung gegen den Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche.

Veronika Jehle.
Legende: «Ich wusste, ich muss etwas tun», sagt Seelsorgerin undTheologin Veronika Jehle. SRF / Merly Knörle

«Ich war derart erschüttert und wütend über die Missbrauchsfälle, dass ich wusste, ich muss etwas tun», erklärt Veronika Jehle ihr Engagement. «Wir wollen aufstehen und fordern, dass sich etwas ändert – und zwar ernsthaft ändert.»

In erster Linie geht es ihr um ein Zeichen gegen den Missbrauch. Doch auch die Strukturen, die den Missbrauch begünstigen, müssten sich ändern, sagt Veronika Jehle. Sie fordert: Abschaffung des Pflichtzölibats und Ermächtigung der Frauen in der römisch-katholischen Kirche.

Veränderung heisst: dran bleiben

Mit dem Kirchenfrauenstreik und der Kundgebung gegen Missbrauch tragen die Katholikinnen und Katholiken ihre Forderungen auf die Strasse und vor die Kirchen. Doch bringt das tatsächlich die erwünschten Veränderungen?

Die Forderungen liegen teilweise schon jahrzehntelang auf dem Tisch. Verändert hat sich kaum etwas.

Frauen mit verklebten Mündern beim Maria 2.0 Protest in Ulm.
Legende: «Maria 2.0»: Deutsche Katholikinnen protestieren aktuell vor Kirchen gegen Missstände darin. Ein Vorbild für die Schweiz? Keystone / KARL-JOSEF HILDENBRAND

«Wir müssen einfach aktiv bleiben», betont Iva Boutellier, «wie die Witwe im Gleichnis vom ungerechten Richter.» Dieser Richter, so erzählt die Bibel, habe eine Witwe und ihr berechtigtes Anliegen lange ignoriert. Doch die Witwe liess nicht locker. Schliesslich gab ihr der Richter Recht, weil er befürchtete, sie würde sonst handgreiflich.

«Wir müssen dranbleiben wie die Witwe», sagt Iva Boutellier: «Bis die Männer in der Kirche sagen: Eigentlich wollen wir keine Veränderungen. Aber damit die Ruhe geben, machen wir’s.»

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