Das Kolosseum in Rom ist unbestritten eines der bekanntesten antiken Monumente weltweit. Alle, die nach Rom reisen, besuchen auch die gigantische Arena. Bisher konnte man nur einen kleinen Teil der Kellergewölbe besichtigen: jene Räumlichkeiten, die einst den Backstage-Bereich der Kampfarena bildeten.
Rund 15'000 Quadratmeter Kellergewölbe, Hypogäum genannt, wurden in den vergangenen drei Jahren restauriert und zugänglich gemacht. Jetzt bekommen die Besuchenden zu sehen, was einst im Untergrund der ovalen Arena verborgen war: Räume, Säle und Korridore, wo Gladiatoren und wilde Tiere darauf warteten, in die Arena gebracht zu werden, um gegeneinander zu kämpfen.
Restauriert und teilweise rekonstruiert wurden auch die für die damalige Zeit hochmodernen Lastenaufzüge. Diese transportierten überraschend schnell einen Gladiator oder ein Tier mitten in die Arena. Diese «Special Effects» machten so grossen Eindruck, dass antike Autoren darüber berichteten. Über die gleichen Lastenaufzüge wurden nach den Veranstaltungen auch die Leichen schnell entsorgt.
Seeschlachten im Kolosseum
Bei einem Besuch im Backstage des Kolosseums erläutern Guides die ausgeklügelte Bühnentechnologie, auch das Röhrensystem, mit dem in nur wenigen Stunden die Arena unter Wasser gesetzt werden konnte. Unter Kaiser Titus, der das Kolosseum einweihte, wurden so auch Seeschlachten nachgestellt: mit echten Galeeren und vielen echten Toten.
Tote gab es auch in den jetzt zugänglichen Räumlichkeiten unterhalb der Arena. Denn dort arbeiteten Heerscharen von Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen.
Burg und Wallfahrort
Die Arena war von 80 nach Christus bis 523 in Betrieb. Dann verfiel das mächtige Bauwerk. Die Kellerräume wurden zugeschüttet. Das Arenen-Oval wurde zu einem Platz, auf dem man eine Kapelle und ein riesiges Kruzifix errichtete, im Gedenken an die bei den blutigen Spielen getöteten Christen. Anscheinend eine fromme Legende: Denn historisch konnte nie eindeutig nachgewiesen werden, ob tatsächlich Christen im Kolosseum abgeschlachtet wurden.
Ein Teil des Kolosseums diente im Mittelalter einer römischen Adelsfamilie als Burg. In den unteren Stockwerken lebten auch viele einfache Römer und betrieben dort ihre Werkstätten. Erst seit dem späten 18. Jh. begannen Archäologen mit der wissenschaftlichen Erforschung des Bauwerks.
Neuer Besuchermagnet
Von März 2020 bis Frühling 2021 waren Roms Museen und archäologische Stätten wegen der Covid-19-Pandemie geschlossen. Rom war ganz ohne Touristen. Doch Archäologinnen und Archäologen waren weiterhin im Einsatz. In Museen wie der Villa Borghese und auf dem Forum Romanum wurde auch während der pandemiebedingten Schliessungen gearbeitet.
Das eindrucksvollste Resultat dieser Arbeiten ist unbestritten das immense Hypogäum des Kolosseums. Diese Kellerräume sind deshalb auch gleich zum neuen Besuchermagneten der wiedereröffneten Arena geworden.