Pink, Rot, Glitzer und Satin: Aus diesen Zutaten sind zwei Fräcke geschneidert. Statt Hosen gibts dazu rockartige Beinkleider.
Entworfen hat diese Kleidungsstücke die Modedesignerin Jacqueline Loekito aus Basel. «Loekito möchte Pink und Rosa für alle Geschlechter salonfähig machen», erklärt Lena Seefried, Kunstpädagogin und angehende Kuratorin.
Es ist die erste Position in der Ausstellung «Unlabel» im Museum für Gestaltung in Zürich. Auch ein kurzer grobmaschiger Pullover – ebenfalls in Pink und Rosa – irritiert.
Sind diese Kleidungsstücke nun für eine Frau, für einen Mann? Die Ausstellung «Unlabel» will diese Frage aufbrechen. Kuratiert haben sie Studierende des Masters «Art Education Curatorial Studies» der Zürcher Hochschule der Künste.
Zwischen den Geschlechtern
«Wir leben in einer Zeit, in der viel über Herkunft, Geschlecht und Zugehörigkeit gesprochen wird», sagt Lena Seefried.
Diese Diskussion wollten die 23-jährige Lena Seefried und ihr Team – bestehend aus Mitstudierenden sowie der Studienleiterin Angeli Sachs – mit Mode abbilden. «Denn Kleidung dient nicht mehr nur als Schutz, sondern schafft Abgrenzung, Zugehörigkeit und Identität.»
Beim Berliner Label «UY Studio» können die Schnitte und Farben weder eindeutig einem Mann noch einer Frau zugeordnet werden. Mehr noch: Nicht nur das Geschlecht soll bei dieser Mode unwichtig sein, sondern auch die Körperform. Alle Kleider sind lang und weit.
Der Rock für den Mann
Den eindeutig für den Mann geschneiderten Rock gibt es natürlich auch. Entworfen hat ihn die Zürcher Modedesignerin Sandra Kuratle. Die Designerin überschreitet damit konventionelle Genderzuschreibungen, indem sie ein vermeintlich weibliches Kleidungsstück vermännlicht.
Der Zürcher Stardesigner Julian Zigerli stellt den Körper gleich doppelt ins Zentrum. Fotografien nackter Männer zieren Stoffe, aus denen Zigerli Hemden, Jacken und anderes geschneidert hat.
Wie eine zweite Haut legen sich diese Stoffkörper nun um Männer-, Frauen- und jegliche anderen Körper.
Die Zuschreibung von Kleidung zu einem Geschlecht beginnt bereits im Kindesalter. Lena Seefried und ihr Kuratorinnenteam haben nach Alternativen zu Rosa für Mädchen und Blau für Jungs gesucht.
Fündig geworden sind sie beim Zürcher Label «Stadtlandkind». Da gibt es zum Beispiel ein pinkes Sweatshirt, auf dem Hotdogs tanzen. Es ist für Mädchen wie für Jungs.
Taschen mit Augen
Wie sehen mich andere? Wie will ich gesehen werden? Mode spielt mit solchen Fragen. Werden Gender-Grenzen aufgelöst, ist der Blick der anderen noch variantenreicher.
Mit solchen Überlegungen beschäftigt sich der aus Syrien stammende Designer Rami Shalati. Er zeigt Taschen mit aufgenähten Augen. Sie schmücken zum Beispiel einen Overall, der eine Mischung aus Abendkleid und Hosenanzug ist.
Spätestens hier fällt auf: Viele geschlechtsspezifische Zuschreibungen zielen darauf ab, weiblich Konnotiertes Männern zugänglich zu machen.
«Unlabel» zeigt aber auch: Bei der ganzen Verunsicherung über Gender und Definition ist nur eine Tatsache sicher: Mode ist ein gutes Mittel, um sich als Individuum zu präsentieren. Mit all seinen Facetten. Dazu zählt auch das Geschlecht – und zwar welches auch immer.