Der Lärm der Züge, das Schnauben der Dampflokomotiven: Vor rund 150 Jahren begann die Eisenbahn, den Alltag der Menschen zu begleiten. Davon erzählen in der Ausstellung «Der Zug zwischen Kunst, Grafik und Design» die Grafiken der Futuristen, auf denen man Buchstaben sieht, die den Lärm und die Laute der Lokomotiven nachahmen,
Die neuen Klänge wurden zu den Protagonisten in der Kunst der Futuristen. Sie erkannten sofort das Zukunftspotenzial dieser neuen Kommunikationstechnik. Die Bahn hat unseren Alltag kommunikationsmässig revolutioniert. Sie hat Menschen zueinander geführt und neue Welten erschlossen.
Frauen im Bild
Dass die Bahn die Welt grösser macht, lässt sich anhand der kunstvollen Plakate namhafter Grafiker erkennen. Mit knalligen Farben zeigen sie den Genfer See am oberen Bildrand, und unten ist das Meer vor Neapel im Bild. Die Bahnverbindungen wurden immer länger. Mit der Belle Époque hielten vermehrt Frauen Einzug auf den Bildern.
«Die weibliche Figur wird vorherrschend», sagt Nicoletta Ossanna, die Direktorin des m.a.x. museo in Chiasso. Junge, schöne Frauen zeigen die Orte, die man mit der Eisenbahn besuchen kann.»
Liebe zum Luxus
In die Eisenbahn kam man mit gestempelten, dicken Fahrkarten. Auch die sind in der Ausstellung sichtbar. Ebenso ein Modell der ersten Eisenbahn der Schweiz, die Spanisch-Brötli-Bahn. Sie zeigt, dass es früher drei Klassen gab und dass man in der dritten Klasse Satz ohne Dach über dem Kopf auskommen musste.
Mehr Raum als die Armut erhält in der Ausstellung aber der Luxus. So findet man das Interieur eines Privatwagens von reichen Industriellen, durchdesignte Lampenschirme und gemütlich aussehende Ohrensessel.
Plötzlich Pragmatik
Die Reise durch die Ausstellung führt am Ende ins nüchterne Hier und Jetzt. Die Schwarz-weiss-Fotografie hat die knallbunten Grafiken ersetzt. Die Kommunikation in Sachen Zug wurde immer pragmatischer.
Was geblieben ist: Frauen dominieren auf den Bildern. Das zeigt auch das letzte Plakat in der Ausstellung mit dem Titel «Unterwegs wie zu Hause». Darauf sind Seniorinnen zu sehen.
Gesellschaftliche Entwicklung auf Plakaten
Allerdings habe sich die Rolle der Frau auf den Bildern verändert, sagt Nicoletta Ossanna. Die Schönheit der Frau sei nicht mehr zentral. Und sie müsse auch nicht mehr unbedingt jung sein. «Anhand der Plakate sieht man sehr schön die gesellschaftliche Entwicklung.»
Die Ausstellung «Der Zug zwischen Kunst, Grafik und Design» ist eine farbenfrohe und detailreiche Zeitreise durch die Zuggeschichte. Sie ist so süffig erzählt, dass man Lust auf eine Reise bekommt. Getreu dem Motto: Mag der Sitz hart sein, zumindest das Dach über dem Kopf wird nicht fehlen.