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Vase mit Relief: Slave hält den Kopf seines Herrn
Legende: Ein Sklave hält den Kopf seines betrunkenen Herrn, während dieser erbricht: Vase aus dem 5. Jahrhundert v.Ch. Wikimedia

Geschichte der Sklaverei Sklaven waren nicht gleich Sklaven

Sie gehörten zwar anderen Menschen, doch mit den Jahren erhielten Roms Sklaven mehr Freiräume. Dies zeigt die Ausstellung «Spartacus» in Rom.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine Ausstellung im römischen Museum Ara Pacis widmet sich der Sklaverei in der römischen Antike und zeigt: Sklaven wurden damals in die Gesellschaft integriert .
  • Römische Sklaven mussten sich als Erkennungszeichen eine Kette mit dem Namen des Besitzers um den Hals hängen.
  • Dank extrem billiger Arbeitskräfte verschwand das Kleinbauerntum und es entstanden Grossfarmen , die die Versorgung der Römer sicherten.

Griechische und römische Sklaven

Der Umgang mit Sklaven war in der Antike von Land zu Land unterschiedlich. Bei den alten Griechen etwa war ein Sklave ein Mensch zweiter Klasse.

Während er als Freigelassener bei den Römern nahezu alle Bürgerrechte in Anspruch nehmen durfte, blieb er als Freier bei den Griechen immer ein sozial, politisch und rechtlich Ausgegrenzter. Die Römer handelten praktischer: ein Freigelassener wurde, ohne Vorurteile angesichts seiner sozialen oder nationalen Herkunft, in die Gesellschaft integriert.

Vor und nach Spartakus

Die Ausstellung «Spartacus» im römischen Museum Ara Pacis erklärt, wie es in Folge der Sklavenaufstände unter Spartakus und nach seinem Tod 71 v. Chr. im römischen Reich zu einer neuen, milderen Gesetzgebung im Umgang mit Unfreien kam. Regierten zuvor ausschliesslich Unmenschlichkeit und Brutalität, hatten Besitzer von Sklaven von nun an bestimmte Auflagen für ihren Menschenbesitz zu erfüllen.

So durften Sklaven nach 30 Dienstjahren frei und römische Bürger werden. Als solche kamen sie auch zu Amt und Würden. Die Kinder der Freien durften auch wählen und waren somit in Rechten und Pflichten von keinem anderen römischen Bürger zu unterscheiden.

Unfrei aber reich und mächtig

Aufgrund der Tatsache, dass Mediziner, Baumeister, Philosophielehrer und andere Fachberufe fast ausschliesslich von gebildeten Sklaven besetzt waren, – viele von ihnen kamen aus Griechenland – kam diese Klasse von Unfreien auch zu Einfluss und Besitz.

Die sogenannten Kaisersklaven, sie regelten und kontrollierten die Hofverwaltung, wurden sogar mächtig und so reich, dass sie sich eigene Sklaven halten durften, Villen ihr eigen nannten und grosse Freiheiten genossen. Formal waren sie alle Sklaven, im alltäglichen Leben aber bewegten sie sich wie römische Bürger.

Halsketten mit eingraviertem Namen des Besitzers

Wie erkennt man einen Sklaven? Eine Frage, die die Ausstellung auch behandelt. Es ist eine wichtige Frage, denn Sklaven sehen ja nicht anders aus als freie Menschen. Die Römer zwangen ihre Unfreien dazu, sich Metallketten als Erkennungsmittel um den Hals zu hängen, die nur schwer zu entfernen waren. Darauf war meistens der Name des Sklavenbesitzers geschrieben.

In der Ausstellung sind auch elfenbeinerne Sklavenketten zu sehen. Sie waren leichter als Metall und für Kindersklaven bestimmt. Denn die Römer nutzten auch junge Menschen aus, vor allem für häusliche Arbeiten.

Ausstellungshinweis

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Vom 31. März bis 17. September wird die Sklaverei der römischen

Antike im römischen Museum Ara Pacis thematisiert.

Ohne Sklaven kein sozialer Aufstieg

Anhand zahlreicher antiker Gegenstände erklärt die Ausstellung, wie nach der Eroberung des gesamten Mittelmeerraums hunderttausende Sklaven ins Reich gebracht wurden. Sie veränderten vor allem die Landwirtschaft.

Dank extrem billiger Arbeitskräfte verschwand das Kleinbauerntum und es entstanden riesige Latifundien, auf denen zehntausende Sklaven schufteten. Diese Grossfarmen ermöglichten die Entstehung landwirtschaftlicher Monokulturen und somit die garantierte Versorgung der Römer mit elementaren Genuss- und Lebensmitteln.

Sklaverei auch nach Konstantin dem Grossen

Im Jahr 380 wird das Christentum Staatsreligion im römischen Reich. Die Ausstellung im Ara-Pacis-Museum legt besonderen Wert darauf, klar zu machen, dass die Einführung des Christentums längst nicht das Ende der Sklaverei als staatliches Unterdrückungssystem bedeutete.

Mit dem Segen der frühen Kirche wurde die Sklaverei beibehalten. Sklaven durften allerdings auch Christen werden und sich taufen lassen – allerdings nur, wie eine Inschrift in der römischen Ausstellung erklärt, mit Genehmigung ihres Besitzers, des christlichen Sklavenhalters.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 04.04.2017, 16:50 Uhr

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