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Der CMS-Detektor im Cern.
Legende: Ohne Geld, keine Forschung: Die Forscher des CERN sind auf finanzielle Mittel angewiesen. Keystone

Gesellschaft & Religion Am CERN soll der «Irrsinn der Ökonomisierung» nicht herrschen

Das CERN betreibt seit 60 Jahren Grundlagenforschung über die elementarsten Zusammenhänge unseres Universums. Es steht für wissenschaftliche Durchbrüche, die den Weg für die revolutionären Technologien unseres Alltags bereiteten. Doch ökonomische Interessen bedrohen auch am CERN die Forschung.

Mit dem CERN – der europäischen Organisation für Kernforschung – befindet sich eines der grössten und bekanntesten Zentren für physikalische Grundlagenforschung der Welt in der Schweiz. Wissenschaftler verschiedenster Nationen gehen hier Fragen über die Beschaffenheit und Entstehung unseres Universums auf den Grund. «Das sind sehr lustorientierte Menschen, die da leben. Die wollen was wissen. Und zwar unabhängig davon, was im Quartalbericht steht», sagt der deutsche Physiker und Philosoph Harald Lesch in der Sternstunde Philosophie.

Sendehinweis

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Am Sonntag, 28.9.2014, findet bei den «Sternstunden» ein CERN-Themenschwerpunkt zum 60. Jubiläum statt. Zu sehen sind:

  • Ein Gespräch mit dem Physiker Harald Lesch (SRF 1, 11:00 Uhr)
  • «Der Ring» – Ein Dokumentarfilm zu 60 Jahre CERN (SRF 1, 11:55 Uhr)
  • Der von SRF und RTS koproduzierten Dokumentarfilm «CERN» von Nikolaus Geyrhalter (SRF 1, 23:25 Uhr)

Spieltrieb des Menschen

Es sind Eigenschaften wie Neugierde und Spieltrieb, die die Wissenschaftler zur Erforschung der Welt antreiben und dadurch ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Die Wissenschaftler des CERN setzen beim Allerkleinsten an, um die physikalischen Gesetze und Abläufe des grossen Ganzen zu verstehen. Dazu jagen komplexe Geräte die kleinsten Bestandteile der Materie mit unvorstellbarer Geschwindigkeit aufeinander zu. Doch solche Forschungsprojekte verlangen nicht nur Leidenschaft, sondern auch finanzielle Mittel.

Die Suche nach Sinn

Für Harald Lesch ist die Erforschung des Universums zunächst jedoch eine kulturelle Angelegenheit: die menschliche Suche nach Sinn. Diese Art von Grundlagenforschung verfolgt in ihrem Grundsatz keine ökonomischen Ziele, sondern versucht primär das Verhältnis vom Menschen zu seiner umliegenden Welt zu begreifen. Und es ist Forschung, wie sie die Physiker im CERN mit der Untersuchung der elementarsten Teilchen unseres Universums betreiben, die schliesslich revolutionäre Erkenntnisse im Bereich des Unbekannten ermöglicht. Ein Beispiel ist das Internet – die Grundlagen für die weltweite Nutzung des Webs wurden im CERN entwickelt.

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Wissenschaftler sollen nicht tricksen müssen

Für wissenschaftliche Durchbrüche braucht es also Grundlagenforschung – und diese braucht Geld. Mit der Finanzierung kommen jedoch wirtschaftliche und marktorientierte Interessen ins Spiel, die dem Prinzip der Grundlagenforschung widersprechen. Harald Lesch sieht darin ein grosses Problem, denn die Ökonomisierung von Wissenschaften führe zwangsläufig dazu, «dass alle Erscheinungen, die wir aus der Ökonomie kennen – täuschen, tricksen, tarnen, angeben – auch in der Wissenschaft vorkommen. Würde man die Wissenschaft als Institution ordentlich mit Geld ausrüsten, sodass sie sich nicht pausenlos in irgendeinem Wettkampf befinden müsste, dann könnten wir viel sicherer sein, dass die Leute dort auch ehrlich arbeiten.»

Unabhängigkeit vom Markt entscheidend

Es sei wichtig, dass das abstrakte Tun der Wissenschaftlich für die Öffentlichkeit transparent sei, meint Harald Lesch. Denn die Finanzierung des CERNs läuft auch über Steuermittel. Damit wissenschaftliche Institutionen wie das CERN für die Gesellschaft das volle Potential der Grundlagenforschung ausschöpfen können, brauche es jedoch dringend ausreichend solcher finanzieller Mittel. Nur so kann die Unabhängigkeit vom Markt garantieren werden. Lesch betont: «Wenn wir die Grundlagenforschung nicht von diesem Irrsinn der Ökonomisierung wegnehmen, dann können wir nicht mehr sicher sein, dass die produzierten Ergebnisse auch wirklich nicht interessegeleitet sind.»

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