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Gesellschaft & Religion Backen und Beten: Die verborgene Welt der Karmelitinnen

Die Klöster des Karmel sind eine Welt hinter Gittern und Schleiern. Die Schwestern im Kloster von Le Pâquier im Kanton Freiburg brechen erstmals mit dieser Tradition: Sie haben SRF Kultur für eine Reportage die Türen geöffnet.

Das Karmelitinnenkloster liegt malerisch auf einer Anhöhe mit Blick in die Freiburger Alpen und auf das Schloss Greyerz. In der Nähe rauscht ein Bach. Ansonsten ist es still. Der Händedruck der Priorin ist fest, ihr Blick entschlossen. Seit zwei Jahren steht Schwester Anne-Elisabeth Steiger der Gemeinschaft mit 15 Schwestern vor.

500 Jahre Teresa von Avila

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Ein Gemälde einer Nonne.
Legende: Wikimedia

Am 28. März 1515 wird Teresa von Avila geboren. Sie tritt ins Kloster ein, reformiert den Orden der Karmeliter und gründet zahlreiche neue Klöster. Die Mystikerin und Kirchenlehrerin pflegt mit ihrem Herrgott einen unkomplizierten Umgang. Der Männerkirche liest sie die Leviten. Sie stirbt 1582.

«Wir stehen hier mitten in der Klausur», flüstert Schwester Anne-Elisabeth wenig später. Klausur meint den Bereich eines Klosters, den Aussenstehende auf keinen Fall betreten dürfen. Bis in die 1970er-Jahre haben die Schwestern hier weitgehend einzeln in ihren Zellen gelebt und gearbeitet. Ein schwarz vergittertes Fenster trennte Nonnen und Besucher. Die Neue Zürcher Zeitung schreibt denn auch im Jahr 1970: «Ein geschlosseneres Nonnenkloster als jenes der Karmeliterinnen in Le Pâquier bei Greyerz kann man sich nicht vorstellen.»

Auf Kurs in Richtung Öffnung

Das ist heute anders. «Wir sind auch auf der Suche. Wir öffnen uns gegenüber Suchenden», sagt die Oberin. Die Gemeinschaft trage den Kurs der Öffnung mit: «Als Einzelperson kann man den Wagen nicht ziehen, das provoziert nur Gegenkräfte», stellt Schwester Anne-Elisabeth klar.

Beim Mittagessen liest eine Schwester ausgewählte News aus der Tageszeitung vor. «Die Welt steht in Flammen», sagt bereits die Reformerin des Ordens, die Heilige Teresa von Avila, über ihre Zeit im 16. Jahrhundert. «Das ist heute nicht anders», meint Schwester Anne-Elisabeth mit Blick auf die aktuellen Kriege und Krisen und die Christenverfolgung in vielen Ländern.

Die Schwestern essen schweigend. Sechsmal am Tag singen und beten sie gemeinsam. Eine junge Schwester hat sich für zehn stille Tage in die «kleine Einsiedelei», eine Wohnung im Estrich des Klosters, zurückgezogen. Hat sie in dieser Zeit keinen Kontakt zur Gemeinschaft? Nein, meint die Priorin, die Schwester sei ja im Gespräch mit Gott.

Verdienste aus der klostereigenen Guetzli-Fabrik

Hände am Guetzli ausschneiden.
Legende: Die Guetzli-Produktion trägt wesentlich zum Lebensunterhalt der Schwestern bei. SRF/Severin Nowacki

Drei Schwestern arbeiten gerade emsig. Flinke Hände stechen Guetzli aus dem Teig. «Was gegessen wird, läuft gut» – mit dieser Bemerkung habe sie jemand auf die Idee gebracht, eine professionelle Guetzlibäckerei einzurichten, erzählt die Oberin. In der Bäckerei herrscht Stille. Die Schwestern beten auch beim Arbeiten. «Gott weilt zwischen den Kochtöpfen», das ist noch ein Ausspruch ihres Vorbildes Teresa von Avila.

Mit den Einkünften aus dem Gästehaus, AHV-Renten, Spenden und dem Verkauf von Guetzli, verzierten Kerzen und Jutefiguren halten sich die Schwestern finanziell über Wasser. Ein Freundeskreis mit 700 Mitgliedern unterstützt das Kloster.

Die Vision der Priorin

Die Zukunft treibt der Priorin Sorgenfalten ins Gesicht. Die älteste Schwester ist 91 Jahre alt und lebt seit 75 Jahren im Kloster, die jüngste Schwester ist 28. Der Altersdurchschnitt liegt bei 60 Jahren. Junge Frauen treten nur selten ins Kloster ein. Die Klausur schrecke sie ab und die Verpflichtung, sich ein Leben lang an eine Gemeinschaft zu binden.

Aber die Priorin hat eine Vision: Ehepaare und Familien bilden mit den Klosterschwestern eine Gemeinschaft. Heute schon treffen sich les «pèlerins du carmel», die «Pilger vom Karmel» alle zwei Monate. Das sind Menschen ausserhalb des Klosters, welche täglich das stille Gebet pflegen, da, wo sie leben und arbeiten. Laien und nicht mehr die Schwestern im Kloster bilden die Hauptgruppe – eine mögliche Sicht für die Zukunft der Orden.

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