Vorbei an den noblen Häusern am Zürichberg geht’s zum Weltfussballverband, der sich «Home of Fifa» nennt. Aus diesem Home kann auch schon mal ein «Grosser Gott, wir loben Dich» erschallen, denn inmitten dieses 145 Millionen Franken teuren und höchst eleganten Weltkonzerns befindet sich eine Andachtshalle. Und dort wird nicht nur ab und zu interreligiös gebetet; dort soll auch er bisweilen in sich gehen, der 77-jährige Sepp Blatter, der ja im Frühjahr dieses Jahres von Korruptionsvorwürfen freigesprochen wurde.
Fussballfan Franzsikus und Katholik Blatter
Glanz und Gloria verbreitet natürlich auch das «Home of Catholics», der Vatikan, in dem Sepp Blatter heute empfangen wird. Auch dies der Sitz eines schwer reichen Weltkonzerns, dem seit März der argentinische Fussballfan Jorge Mario Bergoglio vorsteht. Seit seiner Kindheit bangt der jetzige Papst Franziskus mit dem Erstligaverein San Lorenzo, mit den Santos, den Heiligen.
Zu Ehren des ballverliebten Papstes haben die Nationalmannschaften Italiens und Argentiniens im August eigens ein Länderspiel ausgetragen. Und seit Franziskus im Amte ist, wird in den Medien wieder viel philosophiert über den Zusammenhang von Religion und Fussball. Argentiniens Spieler rund um den Göttlichen Lionel Messi erhoffen sich natürlich des Papstes Segen, bei der in gut einem halben Jahr beginnenden Fussballweltmeisterschaft in Brasilien.
Zwangsarbeit und Ausbeutung in Katar
Brasilien könnte aber auch ein Stichwort sein, bei dem es unrund laufen könnte im Gespräch zwischen Blatter und dem Papst. Immerhin hat die Weltmeisterschaft in Brasilien schon enorme soziale Unruhen ausgelöst, weil die Armen im Lande sich als die grossen Verlierer der prunkvollen Grossveranstaltung sehen. Und da der Papst sein bisheriges Pontifikat vor allem dem Thema Armut gewidmet hat, ist zu hoffen, dass dieses Thema im Gespräch mit Blatter nicht zu kurz kommt.
Noch gewichtiger wäre es, dass der Papst sehr deutliche Worte zu den skandalösen Vorgängen rund um die Weltmeisterschaft 2022 in Katar findet. Nach einem Bericht von Amnesty International vom letzten Montag findet auf den Baustellen des Wüstenlandes ein erschreckendes Ausmass an Zwangsarbeit und Ausbeutung von Arbeitsmigranten statt. Hier kann und muss Blatters Fifa einschreiten. Und es ist zu hoffen, dass er auf päpstliches Mahnen eher reagiert als auf Amnesty International und Gewerkschaften.