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Blick von oben auf einen voll besetzten Hörsaal.
Legende: Volle Hörsäle - aber leere Professoren-Portemonnaies in Deutschland. Keystone

Gesellschaft & Religion «Blick in die Feuilletons»: Deutsche Unis und Kultursponsoring

Die deutsche Wissenschafts-Ministerin Annette Schavan muss ihren Doktortitel abgeben. Der Feuilleton-Leitartikel der Süddeutschen Zeitung zum Prestige deutscher Unis liest sich wie ein Kommentar dazu. Der Tages-Anzeiger beleuchtet im Schwerpunkt, warum Kultursponsoring immer wichtiger wird.

Das Prestige der deutschen Universitäten schwindet immer mehr. Das zeigt die Süddeutsche Zeitung anhand der sinkenden Professoren-Gehälter. Professorinnen und Professoren seien heute in Deutschland zum Teil nicht besser bezahlt als Gymnasiallehrer – und das, obschon sie besser qualifiziert seien und auf dem Weg zur Professur jahrelang zu prekären Bedingungen arbeiten müssten, ohne Garantie auf eine Stelle. Lehrer hingegen bekommen meist schon in jungen Jahren eine unbefristete Stelle.

Die Professorengehälter sind in Deutschland in letzter Zeit gekürzt worden, und das Leistungsprinzip wurde eingeführt, allerdings ohne die Kriterien für diese Leistung genau zu definieren. Die Süddeutsche Zeitung schlägt halb im Spass, halb im Ernst vor, ein altes Besoldungsprinzip aus der Kaiserzeit Ende des 19. Jahrhunderts wieder einzuführen: Ein erheblicher Teil des Professorenlohns kam damals von den Studenten. Beliebte und gute Dozenten erhielten so wesentlich mehr Lohn.

Kultursponsoring wird immer wichtiger

Die Ausgaben für Kultursponsoring sind den letzten zwei Jahren trotz Krise gestiegen, während die Ausgaben für Werbung sinken. Der Tages-Anzeiger widmet darum dem Sponsoring in der Kultur einen ganzen Schwerpunkt. Experte Hans-Willy Brockes erklärt darin, dass die Firmen Sponsoring nicht mehr nur als Weg sehen, das eigene Image zu verbessern, sondern auch als Mittel, um Geld zu verdienen und die Kundschaft in die Läden zu locken. Wenn man bei der Migros Cumulus-Punkte für Konzerttickets bekommt, geht man später wieder in einen Migros-Laden zum Einkaufen.

Laut Experte Brockes gehen Kulturinstitutionen im Gegensatz zu Sportveranstaltern allerdings noch viel zu wenig professionell mit den Sponsoren um. Das Zürcher Schauspielhaus scheint da eine Ausnahme zu sein: Dort gibt es seit kurzem eine eigene Verantwortliche für das Sponsoring. Da spendiert zum Beispiel ein Zürcher Optiker Brillen als Requisite für den «Steppenwolf» von Hermann Hesse – und es ist der Optiker, bei dem einst Hesse selber ein und aus ging.

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