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Blick auf die Stadt Lima in Peru.
Legende: Boomtown Lima: Früher lästiger Zwischenstopp nach Machu Pichu, heute Wunschdestination vieler Europäer auf Jobsuche. Reuters

Gesellschaft & Religion Boomland Peru: Viele Europäer suchen ihr Glück im Andenstaat

Seit über 15 Jahren wächst Peru doppelt so schnell wie der Rest Lateinamerikas. Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich im letzten Jahrzehnt verdreifacht, die Wirtschaft legte um sieben Prozent jährlich zu. Diese guten Aussichten ziehen immer mehr Menschen aus aller Welt in den Andenstaat.

Lima, Perus Neun-Millionen-Hauptstadt, war einst für viele Touristen nichts weiter als ein notwendiger Zwischenstopp auf dem Weg nach Cuzco, den Ausgangspunkt für einen Besuch der Inka-Ruinenstadt Machu Picchu. Doch seit einigen Jahren hat Lima ein neues, attraktives Gesicht bekommen.

Über 40 neue Shopping-Zentren

Die Attraktion Limas liegt in ihrer pulsierenden, quirligen Atmosphäre, die ansteckend wirkt, wenn man durch die Strassen der südamerikanischen Hauptstadt am Pazifik geht. Perus Wirtschaftsboom ist an jeder Ecke zu sehen und zu spüren. Jede Woche kann der Limeño (Einwohner Limas) neue Gebäude, Strassen und sogar Buslinien entdecken. Baukräne ragen nicht nur in den besseren Vierteln wie Miraflores oder San Isidro in den Himmel. Über 40 Shopping-Zentren sind in den verschiedensten Gegenden der Metropole Treffpunkt geworden für Freunde und Familie, die ins Restaurant, ins Kino oder zum Einkaufen gehen wollen.

Verantwortlich für den Bauboom und das peruanische Wirtschaftswunder sind die ausländischen Investitionen, unter anderem im Bergbausektor. Der Export von Kupfer und Gold haben im vergangenen Jahr über 56 Prozent der Gesamtexporte des Landes ausgemacht. Für 2013 sind im Bergbausektor Investitionen in Höhe von rund 7,2 Milliarden US-Dollar geplant .

Es gibt viel zu tun in Peru

Perus Wirtschaftsaufschwung erhöht wiederum die Nachfrage an ausgebildeten Arbeitskräften – zum Beispiel im Bereich der Konstruktion. So sind vor allem Ingenieure, Architekten, Bauarbeiter und IT-Experten gefragt. Sie sollen dazu beitragen, dass die Infrastruktur des Landes ausgebaut wird, damit sich der Wirtschaftsboom in Zukunft nicht mehr nur auf Lima und die Küstenregion beschränkt. Denn es gibt viel zu tun in Peru: Knapp 28 Prozent der Bevölkerung lebt immer noch in Armut, jeder vierte Peruaner hat keinen Zugang zu fliessendem Wasser und vierzig Prozent leben ohne sanitäre Anlagen, so der Wirtschaftsexperte Roberto Abusada.

Auch ist die Diskrepanz im Arbeitsmarktsektor zwischen Angebot und Nachfrage nach wie vor sehr gross, wie Ruben Rios Gamarra von der Handelskammer von Lima bestätigt. Dies läge nicht zuletzt daran, dass die Regierung in den letzten dreissig Jahren versäumt habe, gezielt im Bildungsbereich zu investieren. Die Arbeitslosenquote in Peru liegt derzeit bei über sieben Prozent, Tendenz sinkend. Denn der Arbeitsmarkt bietet viele Chancen – vor allem für gut ausgebildete Jobsucher, wie Ruben Rios Gamarra erklärt. Immer mehr Ausländer zieht es nach Peru.

Ein Ehepaar erfährt überschwänglichen Optimismus

Das Architekten-Ehepaar Sandra Formigo und Carlos Ríos mit Sohn.
Legende: Das Architekten-Ehepaar Sandra Formigo und Carlos Ríos aus Spanien fand in Peru sein neues Glück. Esther-Marie Merz

Ein Beispiel dafür ist das junge spanische Ehepaar Carlos Rios Sanchez und Sandra Formigo. In ihrem Heimatland sahen die jungen Architekten keine berufliche Perspektive mehr. Ihr Arbeitgeber in Madrid beschloss das Architektenbüro zu schliessen und dafür in Peru neu zu eröffnen. Sandra Formigo und ihr Mann hatten eigentlich nie vor gehabt, ins Ausland zu gehen. Doch der Weg nach Peru war die einzige Möglichkeit, nicht arbeitslos zu werden.

Das Arbeitsklima sei völlig anders als in Spanien, erklärt Carlos Rios Sanchez. In Peru gäbe es einen überschwänglichen Optimismus während in seinem Heimatland der Pessimismus regiere. Vor einigen Monaten ist Carlos und Sandras Sohn David auf die Welt gekommen – der erste Peruaner in der Familie, wie Carlos Rios Sanchez stolz erklärt. Das Ehepaar ist nur ein Beispiel einer sichtbaren Entwicklung: 2012 ist die Zahl der spanischen Einwanderer in Peru um knapp vierzehn Prozent gestiegen.

Ein Eldorado für Pionier-Geister

Jean-Sébastien Bru ist 29 Jahre alt und kommt aus Frankreich. Seit zwei Jahren lebt und arbeitet der junge Ingenieur in Lima. Nach seinem Studium und die ersten Berufserfahrungen als Bauingenieur konnte er in Frankreich keinen Job finden. Er hörte von Perus Wirtschaftsaufschwung und packte seine Koffer. Nach nur zwei Monaten hatte er zwei Angebote und fand seinen Traumjob. Trotz niedrigerer Gehälter als in Frankreich gefällt dem jungen Franzosen der peruanische Arbeitsmarkt. Er sieht darin ein Eldorado für Pionier-Geister.

Doch nicht nur junge Europäer bekommen Wind von Perus Wirtschaftsaufschwung. Auch die im Ausland lebenden Peruaner, die vor zehn oder zwanzig Jahren unter anderem nach Spanien oder Argentinien ausgewandert sind, kehren wieder zurück. So auch Dennis Velasco Gomez. Vor fünf Jahren wanderte er nach Buenos Aires aus, wo er sein Psychologie und Soziologie-Studium abschloss, promovierte und einen Job suchte – erfolglos. Während die wirtschaftliche Lage in Argentinien immer aussichtsloser wurde, bot sich für den jungen Peruaner in seinem Heimatland eine bessere berufliche Zukunftsperspektive.

Auch Peruaner kehren zurück

Seit drei Monaten ist Dennis nun wieder in Lima und hat bereits die ersten Job-Angebote. Es sei an der Zeit, dass die einst ausgewanderten Peruaner wieder zurück in ihr Heimatland kehren, erklärt er. So könnten auch sie Teil einer aufregenden Zeit werden.

Letztes Jahr haben im Schnitt zwischen 10'000 und 15'000 Peruaner die Rückkehr in ihr Heimatland angetreten. Laut Angaben des Sozialministeriums in Madrid wollen zwischen 40 und 52 Prozent aller in Spanien lebenden Peruaner wieder zurückkehren.

Die wirtschaftlichen Aussichten für Peru sind in den nächsten zehn Jahren unverändert gut. Peru wird gemeinsam mit Kolumbien, Chile und Mexiko zu den Puma-Staaten Südamerikas gezählt, anlehnend an die ökonomisch rasant wachsenden, asiatischen Tigerstaaten in den 1990er Jahren. Die Puma-Staaten Südamerikas werden gemeinsam mit Brasilien der treibende Wirtschaftsmotor der Region sein. Ein kürzlich in Kraft getretenes Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union wird die Beziehungen zwischen beiden Regionen noch intensivieren. Sandra und Carlos sowie Jean-Sébastien werden nicht die letzten Europäer sein, die es nach Peru zieht.

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