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Die beiden Autorinnen sitzen nebeneinander, den Kopf auf den Arm gestützt.
Legende: Zwei Frauen treffen sich und unterhalten sich über Religion: Alisa Ljajic und Britta Mühl. Edition a

Gesellschaft & Religion Bücher, die vom Himmel fallen: «Allah unser»

Eine schöne Geschichte: Zwei junge Frauen treffen sich im Zug und beginnen miteinander zu sprechen. Sie helfen einander mit dem Gepäck und landen schliesslich bei Glaubensfragen. Eine ist Muslimin, die andere Christin – kein Problem, im Gegenteil: Daraus entstand ein ganzes Buch.

Es ist kein Religionsmärchen – Alisa Ljajic, Österreicherin mit serbischen Wurzeln, und Britta Mühl aus Deutschland haben sich im Zug kennengelernt. Sie diskutierten dort angeregt über Religion und Persönliches. Das hat beide so beeindruckt, dass sie das Gespräch in Buchform herausgaben.

Buchhinweis

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Alisa Ljajic, Britta Mühl: «Allah Unser: Der Dialog.» Verlag Edition a, 2013.

Kein Weinen auf dem Friedhof

Es beginnt gleich mit dem Tod von Alisa Ljajics Grossmutter und mit Beerdigungsritualen. Alisa Ljajic erklärt, wieso muslimische Frauen in Serbien bei der Bestattung auf dem Friedhof nicht anwesend sind: Bei der Beerdigung sei die Stille das Geräusch. Alles Weinen und Schreien der Frauen würde vom stillen Gebet ablenken.

Ganz locker fliessen solche Informationen ein, die Autorinnen erwähnen daneben viele Koransuren oder Bibelverse. Man merkt, da sprechen zwei Frauen miteinander, die durchaus religiös sind und sich mit ihrer Religion auskennen.

Prinzessinnenträume

«Allah unser» ist aus religiöser Perspektive geschrieben. Manchmal wirkt das etwas brav. Beide Frauen sind in einer Beziehung, und die eine heiratet bald. Beide haben ihre Traummänner gefunden, die sie ein Stück weit gerettet haben – vor dem Alleinsein und der Orientierungslosigkeit. Sie träumen von einer glücklichen Ehe, die für immer hält. Das klingt doch sehr nach Prinzessinnenmärchen.

Aber genau wegen solcher Geschichten ist «Allah unser» kein trockenes Buch, das Dogmen auflistet und die beiden Religionen vergleicht. Stattdessen erfährt man, wie Muslime ihre Hochzeiten feiern oder welchen Bibeltext die Christin als Inspiration für ihre Beziehung sieht. So ganz nebenbei wird man informiert.

Das Kleeblatt der Dreifaltigkeit

Ljajic und Mühl greifen auch heikle Themen auf, die die beiden Religionsgemeinschaften trennen. Beispielsweise die Dreifaltigkeit: Muslime meinen oft, dass Christen an mehr als einen Gott glauben. Für Muslime ist das Gotteslästerung. Die Theologin Britta Mühl sieht das so: Es sei eben wie bei einem Kleeblatt, erst die drei Blätter zusammen ergeben das Ganze.

Das ist ganz einfach erklärt. Allzu sehr in die Tiefe gehen diese Abhandlungen nicht. Es ist kein interreligiöser Dialog zwischen Religionsexperten, dafür aber leichte Information, und es gibt einige Grundlagen und Anreize mit. Im Sommer am Strand sicherlich einfacher zu lesen als ein dicker theoretischer Wälzer.

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