Sandro Cattacin, Sie wollen Kiffer-Clubs. Wie soll das funktionieren?
Sandro Cattacin: Mitten in der Stadt sollen Vereine dereinst einen Laden ohne Vitrine führen. Die Mitgliederkarte berechtigt zum Eintritt und zum Bezug von täglich maximal zehn Gramm eines der Cannabis-Produkte, die angeboten werden: trockenes Gras, Shit oder Cannabis in flüssiger Form zum Inhalieren. Bedient werden die Vereinsmitglieder von ausgebildeten Fachpersonen. Die Produkte sollen landwirtschaftlich unter staatlicher Kontrolle angebaut und hergestellt werden.
An wen richtet sich das Angebot?
Wir wollen die 80-90 Prozent der geschätzten 500‘000 Kiffer in der Schweiz ansprechen, die gelegentlich konsumieren. Diese rauchen Cannabis zum Genuss, wie andere Wein trinken. Dazu müssen sie aber zu sauberen Produkten kommen, ohne kriminell zu werden. Unter den heutigen Bedingungen ist das nicht möglich. Cannabis ist nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Wir möchten dies ändern. Es sollen Cannabis-Produkte angeboten werden, aber auch Beratung. Gerade für junge Leute ist das wichtig, damit sie nicht in schwerer Abhängigkeit enden. In diesen Vereinen können sie zudem gezielt erfasst werden. Wer ein problematisches Suchtverhalten zeigt, kann auch einer Drogenfachstelle zugewiesen werden.
Gibt das gemütliche Cannabis-Clubs?
Wir sind dezidiert Vereine für Cannabis-Konsumentinnen und Konsumenten, auch wenn in den Medien das Bild des Cannabis-Social-Clubs nach spanischem Vorbild vorherrscht. Wir wollen keine Clubs fördern, die den Eindruck von Gemütlichkeit vermitteln. Wir möchten sterile Orte, wo die Vereinsmitglieder das Produkt abholen können, um es zu Hause zu rauchen. Sie bezahlen es nicht, weil sie als Vereinsmitglieder zum Bezug berechtigt sind.
Warum braucht es denn solche Vereine?
In Genf haben vor allem die Drogen-Dealer aus Afrika für Angst in der Bevölkerung gesorgt. Das ist auch eine Folge der verfehlten Asylpolitik. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Arbeitsverbot für Asylsuchende und ihrem illegalen Treiben. Die öffentliche Sicherheit wurde zum politischen Traktandum. Wir wollen das Problem lösen und nicht mehr zulassen, dass es für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Deshalb haben wir ein Komitee mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen Parteien gegründet.
Welche Ziele verfolgen Sie?
Wir wollen die Dealer vertreiben, indem wir ihnen die Kunden wegnehmen – und den Konsumierenden ermöglichen, straffrei zu ihrem Cannabis kommen. Justiz und Polizei werden so vom bürokratischen Leerlauf befreit, die harmlosen Gelegenheitskiffer büssen zu müssen. Die Idee stösst auch in anderen Schweizer Städten auf Zustimmung. Basel, Zürich und Bern haben sich zu einer Interessengemeinschaft formiert, mit dem Ziel, Lösungen für einen legalen Zugang zu Cannabis zu finden.
Ist ein solcher Verein tatsächlich umsetzbar?
Alt Bundesrätin Ruth Dreifuss wurde vom Genfer Gesundheitsminister mit der Machbarkeitsstudie der Cannabis-Vereine beauftragt. Je nach Ausgang dürfte die Regierung vielleicht schon Ende kommenden Jahres einem Pilotversuch zustimmen.
Die SVP ist die einzige Partei in unserem Kanton, die das Projekt bekämpft und vielleicht durch ein Referendum den Prozess in Frage stellen wird. Wir freuen uns auf die Debatte.