Eine Landkarte zu zeichnen ist eine mühselige Angelegenheit. Umso ärgerlicher ist es, wenn die Konkurrenz die Daten einer solchen Karte klaut und sie für eine eigene Karte verwendet.
Um solchen Dieben auf die Schliche zu kommen, bauen raffinierte Kartenmacher Plagiatsfallen in ihren Karte ein. Sie zeichnen zum Beispiel an unauffälliger Stelle eine Strasse ein, die gar nicht existiert. «Trap Street» heisst das auf Englisch, übersetzt: «Fallen-Strasse». Taucht eine solche Strasse bei der Konkurrenz auf, ist der Dieb enttarnt.
Gegen die Wand
Auf einer Karte vom englischen Bristol etwa gibt es die « Lye Close ». Das heisst auf Deutsch so viel wie «Lügen-Gasse». Ein sinniger Name, denn wer in diese Gasse einbiegen will, fährt gegen eine Hausmauer. Denn die Lye Close existiert nur auf der Karte.
Manchmal sind es nicht nur Strassen, sondern ganze Ortschaften, die auf eine Karte geschmuggelt werden. Einen solchen Ort entdeckte 2009 Roy Bayfield von der englischen Universität Edge Hill. Auf Google Maps fand er rund 15 Kilometer nördlich von Liverpool die Ortschaft Argleton .
Obwohl er die Gegend kannte, hatte er noch nie etwas davon gehört. Die Vorstellung, einen nicht existierenden Ort zu besuchen faszinierte ihn so sehr, dass er sich nach Argleton aufmachte. Und er fand: nichts als einen grünen, leeren Acker .
Geisterstadt mit Kultstatus
Von Google war damals nur zu erfahren, dass mitunter ein Fehler passieren könne. Viele Internetnutzer waren anderer Meinung. Wenn man die Buchstaben von Argleton umstellt, ergeben sich nämlich die Wörter «Not real, G.», was so viel heisst wie «nicht real» und dann ein «G» für Google.
Ob Scherz, Fehler oder Plagiatsfalle: Argleton hat heute fast Kultstatus. Der Ort existiert auf Google Maps noch immer – mit dem Zusatz «Geisterstadt».