Wie stellen Sie sich das Internet vor? Diese Frage hat der Silicon-Valley-Philosoph Kevin Kelly in seinem Blog veröffentlicht. Zurück kamen vorwiegend zwei Antworten: Einerseits das Internet als Dorf, ähnlich wie eine Stadt in einer Kinderzeichnung. Oder das Internet als ein unendliches, chaotisches Geflecht. Beides trifft nicht zu.
Wie sieht das Internet aus?
Wie genau das Internet gebaut ist, interessierte auch den New Yorker Journalisten Andrew Blum. Um es herauszufinden, reiste er beispielsweise in sogenannte Rechenzentren. In riesigen Hallen fand er «dicht aneinandergereihte Käfige» vor.
In seinem Buch «Kabelsalat» vergleicht Blum diese endlos langen Käfig-Reihen mit den Regalen einer grossen Bibliothek. Jeder einzelne dieser Server war nur wenige Quadratmeter gross. Einer oder mehrere gehörten jeweils einer Firma, die darauf ihre Informationen gespeichert hatte. Oft seien die einzelnen Server - oder Firmen - verbunden gewesen «und zwar ganz konkret über ein Kabel».
So viele direkte Kabelverbindungen wie möglich
Diese physischen Verknüpfungen über Kabel sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das Internet besteht aus unzähligen Netzwerken, die an möglichst vielen Stellen physisch verknüpft sind. Damit kann der Datenverkehr schneller ablaufen.
Es gibt tausende Glasfaser-Kabel: unter der Erdoberfläche, entlang von Strassen und Eisenbahnlinien, auf dem Meeresgrund. Sie laufen in Netzwerkknoten zusammen, von denen sich manche sogar auf schwimmenden Plattformen im Meer befinden.
Wie ein Verkehrsnetz
Zum Internet gehören Maschinen und Kabel, die Signale zwischen diesen Maschinen übertragen. Und natürlich die Menschen, die diese Technologie nutzen.
Verblüffend ist, dass die Internetgeografie der Geografie der Strassen oder Eisenbahnlinien ähnelt. Auch im Internet gibt es zentrale und abgelegene Orte, bestimmt durch gleiche Kriterien wie dies beispielsweise beim Güterverkehr der Fall ist.
Zentral ist etwa der DE-CIX in Frankfurt, der «Deutsche Commercial Internet Exchange». Der grösste Netzwerkknote Europas ist in privaten Händen. Blum bezeichnet ihn als «eine dröhnende Maschine im Herzen des Internets.»
Das Internet ist an hässlichen Orten daheim
Blum nimmt den Leser mit in diese halbdunklen Hallen mit den blinkenden Lämpchen und dem Getöse der Kühlgeräte. Er beschreibt das vermeintlich körperlose, digitale Datenaustausch-System genau und anschaulich. Die sonst nicht zugänglichen Hallen seien hässlich, meint Blum.
Der Autor schildert diese Technologie-Parallelwelt nicht in technischem Jargon, er erzählt anschaulich und bildlich. Er erzählt Geschichten, denen auch Techno-Laien gut und sehr gerne folgen können. Denn er versteht es, Geschichten zu erzählen. Eine grandiose Reportage über eine Technologie, die fast alle zuhause in der Wohnung haben.