- Die USA befinden sich in einer tiefen Krise – auch Hoffnungsträger Barack Obama konnte als US-Präsident den ersehnten Wandel nicht herbeiführen.
- Laut Publizist George Packer wusste Obama die Euphorie nach seinem Wahlsieg nicht zu nutzen. Er scheiterte an den taktischen Spielchen in Washington.
- So wurde in der Bevölkerung der Wunsch nach Wandel immer grösser – was Donald Trumps Wahlsieg erklärt. Nur: Trump wird der Wandel auch nicht gelingen, davon ist Packer überzeugt.
Der schleichende Niedergang
Die Weltmacht USA im Niedergang – das ist das Thema von George Packers Buch «Die Abwicklung – Eine innere Geschichte des neuen Amerika».
Dabei beschreibt er den schleichenden Prozess, der vor 30 Jahren unter Präsident Reagan begann, und der die wirtschaftliche Superpower USA in ein Land der permanenten Krise verwandelte. Ein Niedergang, den auch der Hoffnungsträger Barack Obama nicht aufhalten konnte.
Obama hat nicht versagt
George Packer würde nie behaupten, Obama hätte als Präsident versagt. Dazu hat er zu viel erreicht, was im Wahlkampf der letzten Monate einfach unterging: «Barack Obama hat eine Gesundheitsreform durchgesetzt, das ist ein historisches Verdienst – auch wenn man sie kontrovers betrachten kann.»
Obama habe die US-Truppen aus Afghanistan und dem Irak zurückgezogen, auch das ein Verdienst, meint Packer, genauso wie der Klimavertrag von Paris. Auch habe sich die US-Wirtschaft von der gewaltigen Wirtschaftskrise erholt.
«Das sind alles wichtige Dinge. Es gab auch keine weitere Finanzkrise – und keinen Skandal. Keinen einzigen. In all den acht Jahren keinen Skandal im Weissen Haus, das gab's noch nie», fügt George Packer hinzu.
Gescheitert an den taktischen Spielchen der Gegner
Aber war das der grosse Wandel, der «Change», der vom Slogan «Yes, we can» ausgehen sollte? Nein, sagt George Packer. «Die konservativen Republikaner haben von Anfang an alles daran gesetzt, Obamas Präsidentschaft zu zerstören. Das war ihr einziges Ziel.»
Mit diesem destruktiven Irrsinn konnte Obama nicht umgehen. Die taktischen Spielchen Washingtons blieben ihm fremd. «Er wusste nicht, wie man als Präsident funktionieren muss», erläutert George Packer. «Natürlich weiss das niemand, aber Obama war unerfahren, kannte Washington zu wenig und hatte keine Beziehungen zum Kongress.»
Die Euphorie verpuffte ungenutzt
Die Frage bleibt, warum Obama die grossen Emotionen, die Euphorie über seinen Wahlsieg 2008 nicht für seine politischen Ambitionen nutzen konnte.
«Da war eine Art Vakuum im Land», erklärt George Packer. «Und in dieses Vakuum stiess die Tea Party mit ihrem Widerstand, ihrer Ablehnung von Obama. Das hat niemand kommen sehen, und das zerstörte seine ersten beiden Präsidentschaftsjahre.»
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Auch Trump wird den Wandel nicht herbeiführen
David Axelrod, der Architekt von Barack Obamas Wahlkampf, bezeichnete Donald Trumps Wahlsieg als eine Art Urschrei: «Es gibt einen Hunger nach einem Wandel in Amerika».
Barack Obama hat diesen Wandel nicht herbeigeführt. Ob Donald Trump ihn in Gang setzen kann, bleibt zu bezweifeln.
George Packer glaubt nicht daran: «Trump ist ein Monster. Ein «Hollow Man», ein dumpfer Kerl. Es gibt nichts in ihm, das Empathie für irgendjemand anderen empfinden könnte. Er ist nur auf seinen eigenen Appetit fokussiert, seine eigenen billigen Ambitionen.»