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Gesellschaft & Religion Das Märchen ist längst nicht tot

Die Ausstellung «Märchen, Magie und Trudi Gerster» ist eine Zeitreise. Sie beginnt im Orient mit den Erzählungen aus «1001 Nacht» und endet beim Film «The Wild Swans», für den die dänische Königin Margarethe II. Kostüme und Dekors geschaffen hat. Auch die Märchenkönigin Trudi Gerster kommt zum Zug.

Er habe schon lange eine Ausstellung für Kinder und Erwachsene machen wollen, erzählt Walter Keller, Ko-Kurator von «Märchen, Magie und Trudi Gerster» im Landesmuseum. Zum Beispiel für geschiedene Väter, die an einem kalten, nebligen Tag mit ihren Kindern etwas Tolles unternehmen wollen, bei dem alle voll auf ihre Rechnung kommen.

Walter Keller tut das Märchen nicht als Kinderkram ab. «Eigentlich könnte man ein Bisschen sauer sein auf die Brüder Grimm, die aus den Märchen Haus- und Kindermärchen gemacht haben», sagt Keller. Für ihn hat das Märchen ein grosses Potenzial. Es sei das ideale Medium, um Kinder und Erwachsene gleichermassen zu unterhalten.

Das hässliche Entlein: der Punk von heute?

«Das Märchen ist nicht totzukriegen. Es ist aktueller denn je», findet Walter Keller und illustriert das am «Hässlichen Entlein». Für Kinder ist diese Geschichte des geplagten und gepiesackten Entleins, dem die Freude am Leben fast abhandenkommt, eine anrührende Geschichte. Für die Erwachsenen stellen sich andere Fragen. Wer ist das hässliche Entlein auf heute übertragen? Der Punk, die Migrantin oder das Mobbing-Opfer?

Das Märchen lebt von einer bildhaften Sprache, von drastischen Ereignissen, und es eröffnet sagenhafte Möglichkeiten, die das normale Leben nicht bietet. Darum inspiriert das Märchen auch Künstlerinnen und Künstler. Auch hierzu liefert die Ausstellung umfangreiches Material. Der bekannte französische Maler und Grafiker Gustave Doré (1832–1883) hat aus Märchen unheimlich düstere Kupferstiche gemacht und der berühmte Schweizer Kinderbuch-Illustrator Felix Hofmann hat mit feinem Strich Grimms Märchen gezeichnet. Hofmanns Bücher sind in der Schweiz längst vergriffen, in Japan und Südkorea finden sie heute noch reissenden Absatz.

Ein Stoff, der sich permanent verändert

Ausstellungshinweis

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«Märchen, Magie und Trudi Gerster», 10. Januar bis 11. Mai 2014, Landesmuseum Zürich

Das Märchen wurde im Orient in der Sammlung «101 Nacht» – der kleinen Schwester der Erzählungen «1001 Nacht» – vor knapp 900 Jahren zum ersten Mal verschriftlicht. Es ist ein Stoff, der sich mit den Übersetzungen permanent verändert hat. Wenn Kinder also Märchen nachspielen, vereinnahmen und weitertreiben, dann verweist das letztlich auf diese Märchentradition der Veränderung. Deutlich wird das in den grossformatigen Arbeiten der amerikanischen Fotografin Nan Goldin, die Kinder beim fantasievollen Nachspielen von Märchen dokumentiert hat.

«Halb Hollywood lebt von Märchen», sagt Walter Keller. Darum präsentieren er und die Ko-Kuratorin Pascale Meyer eine grosse Auswahl an neuen und alten Filmen. Aus Originalmanuskripten, Hörstationen mit der Stimme von Trudi Gerster, Gemälden, Fotografien und Märchenbüchern haben die beiden Kuratoren eine wundersame Reise zusammengestellt in ein Reich, das zwischen dem Bewussten und Unbewussten liegt. Diese erlebnisreiche Reise bietet Nahrung für Geist und Seele.

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