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Demenzzentrum Bethlehemacker in Bern.
Legende: Im Krankheitsverlauf der Demenz wird die selbständige Lebensführung zunehmend eingeschränkt. Keystone

Gesellschaft & Religion Demenz: Vom Ausnahmezustand zur Normalität

In der Schweiz leiden bereits 110'000 Menschen an einer Demenz. In 50 Jahren werden es vermutlich dreimal so viele sein. Denn mit der steigenden Lebenserwartung steigt auch das Risiko, an typischen Altersleiden zu erkranken.

Wer lang genug lebt, wird dement. Das ist – salopp ausgedrückt – der Preis für unsere zunehmende Langlebigkeit. Von einer Demenz-Epidemie zu sprechen, wie kürzlich an einem eigens zu diesem Thema veranstalteten G8-Gipfel geschehen, ist jedoch eher ein Ausdruck von Panik als von sauberer Prognose. Denn in den USA und in Europa scheint sich das Demenzrisiko ins höhere Alter zu verschieben. Wir werden nicht nur älter, wir bleiben auch länger gesund. Dennoch wird sich die Schweiz grossen Herausforderungen zu stellen haben: Hier erkranken jedes Jahr 25'000 Menschen neu an einer Demenz.

Die Diagnose erfolgt sehr spät

Demenz vs. Alzheimer

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Demenz und Alzheimer werden heute häufig gleichgesetzt. Doch die Alzheimerkrankheit ist lediglich eine Form von Demenz, wenn auch die häufigste. Insgesamt gibt es mehr als fünfzig Krankheitsbilder, bei denen Hirnveränderungen zu den typischen Demenz-Symptomen wie Gedächtnisstörungen und dem Verlust von kognitiven Fähigkeiten führen.

Oft wird Demenz sehr spät diagnostiziert. Dann nämlich, wenn die Symptome – in erster Linie Vergesslichkeit, aber auch Wesensveränderungen – selbst für Laien offensichtlich sind. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gehirn bereits stark geschädigt. Ein Fünftel der Gedächtnisareale ist in diesem Stadium in der Regel zerstört, schätzen Experten.

Auch in der Schweiz erfolgt eine Demenzdiagnose oft spät. Und weniger als die Hälfte der Betroffenen erhält eine klare Diagnose, wie der Bericht zur neu ausgearbeiteten Demenzstrategie von Bund und Kantonen darlegt. Eine möglichst frühe Diagnose scheint zurzeit aber der einzige Schlüssel zu sein, um gegen das Fortschreiten der Krankheit anzugehen.

Denn heilen lassen sich die verschiedenen Formen von Demenz nicht. Aber die wenigen Substanzen, von denen man sich eine Verzögerung des Krankheitsverlaufs verspricht, scheinen zumindest in frühen Stadien eine Wirkung zu zeigen.

In Pflegeforschung investieren

Allerdings steckt die Forschung, Demenz mit Medikamenten zu heilen, noch in den Kinderschuhen. Fachleute empfehlen daher, vermehrt in die Pflegeforschung und in die Entlastung von Angehörigen zu investieren. Je besser die Betreuung und je höher die Lebensqualität der Erkrankten, desto eher können sie zu Hause gepflegt werden.

Ein eingerichtetes Zugabteil mit einer Videoleinwand im Demenzzentrum Bethlehemacker.
Legende: In diesem «Zugabteil» können demenzkranke Menschen die fiktive Reise von Bern nach Brig miterleben. Keystone

In der Schweiz lebt zurzeit gut die Hälfte der Betroffenen noch in den eigenen vier Wänden. Den grössten Teil der Betreuungsarbeit leisten die betagten Lebenspartner sowie Töchter und Schwiegertöchter. Ihre unentgeltlich erbrachte Arbeit entspricht einem Marktwert von gut drei Milliarden Franken jährlich und damit fast der Hälfte der volkswirtschaftlichen Kosten, die in der Schweiz aufs Konto der Demenzerkrankungen gehen.

Um diesen enormen und häufig über die persönliche Belastungsgrenze hinaus erbrachten Einsatz nahestehender Bezugspersonen auf ein akzeptables und nachhaltiges Mass zu begrenzen, sind vermehrt teilstationäre Angebote gefragt. Orte, wo Demenzkranke tageweise gepflegt werden.

Lebensqualität erhalten

Links zum Thema

In der «Nationalen Demenzstrategie 2014-2017» nehmen sich Bund und Kantone denn auch vor, an einem Gesundheitssystem zu arbeiten, das für Menschen in allen Stadien der Demenz adäquate Angebote bereithält.

Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und den Betreuungseinsatz von Angehörigen möglichst zu erhalten. Denn die Pflege zu Hause ist deutlich günstiger als jene in Institutionen. Was nahestehende Bezugspersonen hier leisten, wird nämlich nur in einzelnen Kantonen mit Pflegebeiträgen – zumindest teilweise – entschädigt.

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