Wenn die heute 91-jährige Marta Baumgartner ihre Lebensgeschichte erzählt, nimmt sie ihr Gegenüber sofort in Bann. Sie sprüht vor Charme und Lebensfreude. Die Ereignisse sprudeln aus ihr heraus, und sie wird zum jungen Mädchen, wenn sie den Anfang erzählt, die Geschichte ihrer grossen Liebe.
Marta ist noch nicht ganz 18, als sie sich 1940 in Albert Schmitt verliebt, einen französischen Leutnant. Der zweite Weltkrieg hat die beiden Liebenden schicksalshaft zusammengeführt.
Doch der Krieg verhindert auf dramatische Weise die Erfüllung ihrer Heiratspläne: Albert fällt 1944 als Résistancekämpfer in Cluny im Burgund und wird damit zum Kriegshelden. Für Marta bricht eine Welt zusammen.
Der Geburtstagswunsch
Fast 70 Jahre später lebt die Solothurnerin, seit 12 Jahren verwitwet, allein in ihrem Haus. Sie kann sich immer noch eigenhändig um ihren Garten kümmern und den Haushalt selber führen. Zum Mittagessen geht sie stets ins naheliegende Café Mozart. Mit der Wirtin und einigen Stammgästen wechselt sie ein paar Worte. Doch ihre Geschichte kennt hier niemand.
Als Martas beste Freundin fragt, was sie zum Geburtstag möchte, wünscht sich Marta Zeit von ihrer Freundin. Zeit, um noch einmal das Grab ihres ehemaligen Verlobten in Cluny zu besuchen. Keine der beiden Frauen ahnt, dass diese Reise nur der Anfang einer ganzen Kette von Ereignissen sein wird, die Martas Leben noch einmal komplett umkrempeln wird.
Sensation in Cluny
Der Film «Marta und der Held von Cluny» dokumentiert Martas Liebesgeschichte. 1940 entkam ein grosses französisches Armeekorps mit mehr als 40'000 Soldaten hinter dem Jura einem deutschen Angriff und suchte Zuflucht in der Schweiz. So kam es, dass Marta den 25-jährigen Leutnant Albert Schmitt im Haus ihrer Tante in Leuzigen näher kennenlernte.
Parallel dazu erzählt der Film die überraschende Fortsetzung, die Martas Geschichte in der Gegenwart nimmt und sie zur Symbolfigur gegen das Vergessen macht. Das unerwartete Auftauchen einer ehemaligen Verlobten eines ihrer Kriegshelden ist für die Bewohner in Cluny eine kleine Sensation.
Grosse Liebe bis heute
Das Interesse der beiden Frauen aus Solothurn an der Vergangenheit bringt neuen Schwung in die Schicksalsgemeinschaft der Menschen in Cluny. Denn viele von ihnen haben im Zweiten Weltkrieg ebenfalls Angehörige verloren. Vize-Bürgermeister Guy Belot hat seinen Vater infolge des Kriegs nie kennengelernt. Er ist tief beeindruckt, dass Marta ihre erste grosse Liebe nie vergessen hat: «Als ich sie zum ersten Mal traf, sagte sie zu mir, 'Ich trage ihn immer noch im Herzen'. Das hat mich sehr berührt.»
Aus den Begegnungen entstehen über die Landesgrenzen hinweg Freundschaften und Aktivitäten, die für alle Beteiligten eine aussergewöhnliche Bereicherung darstellen.