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Gesellschaft & Religion Die orthodoxe Kirche funktioniert etwas anders

Im bernischen Belp wurde 2009, die einzige serbisch-orthodoxe Kirche der Schweiz eingeweiht. Damals noch ohne die typischen Wand- und Deckenbilder. Erst im Sommer 2013 wurden die Arbeiten in der Kirche abgeschlossen. Heute ist sie die einzige vollständig ausgemalte Kirche in der Schweiz.

Der Baustil der Kirche in Belp ist byzantinisch und mit einer Kuppel versehen. Im Innern der Kuppel ist Jesus Christus als der Pantokrator abgebildet. Pantokrator, das heisst Allherrscher.

«Die Kuppel soll den göttlichen Himmel repräsentieren und das Bild des Pantokrators zeigt, wie Jesus Christus auf die Gläubigen hinabschaut», erklärt Pfarrer Stanko Markovic.

Geistliche stehen vor der Ikonostase im Altarraum.
Legende: Altarraum mit der Trennwand, der Ikonostase, in der russisch-orthodoxen Auferstehungskirche in Zuerich. Keystone

Der Altarraum ist heilig

In katholischen oder protestantischen Gottesdiensten spricht der Pfarrer die Gemeinde frontal an. Nicht so beim orthodoxen Gottesdienst. Hier hält sich der Pfarrer hauptsächlich im Altarraum auf. Dieser Raum ist vom Kirchenraum durch eine Trennwand, die Ikonostase, abgetrennt. Der Altarraum blickt in Richtung Osten und ist gewöhnlich zwei bis drei Stufen höher als der grosse Kirchenraum.

Die Trennwand ist normalerweise sehr hoch, berührt aber nicht die Decke. Dies ermöglicht es der Gemeinde den Gesang und die Worte des Pfarrers besser hören zu können. Der Altarraum gilt als heiliger Ort.

Die Ikonostase soll keine Trennung, sondern eine Verbindung symbolisieren

«Die Ikonostase schließt den Altarraum nicht von den Gläubigen in der Kirche ab, sondern eröffnet ihnen das geistige Wesen des Geschehens im Altarraum», erklärt Pfarrer Markovic. «Auch wenn die Ikonostase als Trennwand den Kirchenraum und Altarraum spaltet, gilt sie als verbindendes Glied. Dies symbolisieren insbesondere die Ikonen von Jesus Christus und der Muttergottes Maria, links und rechts neben der Königstür, die sich im Zentrum der Ikonostase befindet.» Die Ikonostase solle nicht nur die göttliche von der erschaffenen Welt trennen. Die Bilder und Ikonen der Heiligen und Propheten seien auch ein Abbild der himmlischen Kirche, so Markovic weiter.

Die Trennwand zum Altarraum ist bemalt und mit Schnitzereien verziert.
Legende: Die Ikonostase in der Kirche Belp. zvg

Ikonen sind sehr wichtig in der orthodoxen Kirche und haben grossen theologischen Wert. Es gibt strenge Vorschriften für die Platzierung der bildhaften Ikonen auf der Ikonostase. Eine Ikone zu verehren, bedeutet bis zum Urbild zurück zu gehen. Sie werden als Fenster zum Göttlichen betrachtet. «Die Bilder der Ikonostase zeigen, wie der Mensch wird, wenn er sich mit Gott vereint», so Markovic.

Die Ikonostase hat drei Türen: Die königliche, die südliche und die nördliche Tür. Während des Gottesdienstes sind alle Türen geöffnet. «Das Öffnen der Königstür bedeutet die Öffnung des Himmelsreiches für die Christen», erklärt der Pfarrer.

Durch diese Tür dürfen lediglich die Geistlichen gehen, die Ministranten müssen durch die seitlichen Türen. Die Königstür steht im Zentrum der Ikonostase. Links von ihr befindet sich die nördliche Tür, durch welche die Zelebranten während des Gottesdienstes hinausgehen. Rechts ist die südliche Tür, durch welche die Kleriker in den Altarraum eintreten. Die südliche und nördliche Tür sind jeweils mit Bildern der Erzengel, sowie auch den heiligen Diakonen bestückt. Oberhalb der Türen befinden sich die zwölf Apostel. Nochmals über den Aposteln befindet sich eine Reihe mit Abbildern der Propheten.

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