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Eine klavierähnliche Tastatur, verbunden mit einer Stoffwand, die Stickereien trägt.
Legende: Die Stickmaschine hat im St. Gallischen über Jahrzehnte den Takt vorgegeben. Imago/Daniel Schvarcz

Gesellschaft & Religion Die Rohners: Mit Zucht und Ordnung zum «Spitzen»-Erfolg

«Rohner Socken» sind den meisten ein Begriff. Was jedoch wenige wissen: Hinter dem Textilunternehmen steckt ein Stück Schweizer Industriegeschichte – und eine schillernde Familiendynastie. Ein Buch zeigt: Die Rohners waren vor allem wegen ihrer konservativ-katholischen Haltung erfolgreich.

Sie hat über Jahrzehnte eine ganze Industrie geprägt – und eine ganze Region dazu: die Textildynastie Jacob Rohner. Bis in die 1960er-Jahre war die Firma Rohner das grösste Unternehmen in der Schweiz. Ihr Einfluss reichte weit über das St. Galler Rheintal hinaus.

Dennoch wusste man bisher nur wenig über diese Familie. Jetzt zeigt allerdings ein Buch, dass hinter der Textildynastie weit mehr steckt als die wohlbekannten «Rohner Socken». In «Sticken und Beten» begibt sich Autorin Jolanda Spirig auf Spurensuche in der Rohner-Dynastie.

Buchhinweis

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Jolanda Spirig: «Sticken und Beten», Chronos Verlag, 2015.

Beziehung zum Papst

Hinter dem Erfolg steckte ein guter Sinn für das Geschäft, ausserdem – und das überrascht aus heutiger Sicht – viel katholisch-konservative Strenge und Disziplin. «In den Fabriken konnten nur Katholiken Karriere machen», erklärt Spirig und fügt an: «Die moralischen Ansprüche dieser Familie waren so hoch, dass sogar Kaderleute ihren Job verloren, wenn sich zum Beispiel herausstellte, dass sie ein aussereheliches Verhältnis hatten.»

Eine Wand mit einem Bild des Papstes, golden eingerahmt.
Legende: Ihm gebührte ein Platz im Keller der Rohners: Papst Pius der Zwölfte. Tobias Siebrecht

Die Familie unterhielt Beziehungen bis in den Vatikan, etwa zu Papst Pius dem Zwölften. Zu jenem Papst also, der zur Zeit des Nationalsozialismus eine höchst umstrittene Rolle spielte.

Als reiche, einflussreiche Familie prägten die Rohners die Geschichte eines ganzen Kantons entscheidend mit. «Sie haben die Öffnung der Gesellschaft ganz klar behindert», sagt Spirig. Doch die konservative Haltung habe auch ihr Gutes gehabt: «Im Gegensatz zu anderen Stickerei-Unternehmen haben die Rohners ihre Firma nicht einfach geschlossen; man setzte auf Kontinuität.»

Zwei Ausstellungen über die Rohners

Jolanda Spirigs Buch brachte die St. Galler Kulturförderung auf die Idee, Künstlerinnen und Künstler einzuladen, diesen Stoff weiterzuentwickeln. Das Resultat ist eine Ausstellung.

Eine Künstlerin, die der Einladung folgte, ist die St. Galler Textil- und Videokünstlerin Andrea Vogel. Sie sagt: «Ich fand es spannend, zu sehen, wie diese Familie funktionierte und welch grosse Bedeutung der Katholizismus innerhalb der Familien- und Firmengeschichte hatte – und auch den damit verbundenen Zwiespalt.»

Hinter den Vorhang geschaut

«Behind that curtain»

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Die Ausstellung « Behind that Curtain », die das Textilmuseum St. Gallen gemeinsam mit dem Kulturraum am Klosterplatz durchführt, befasst sich mit der Fabrik- und Familiengeschichte der Textildynastie Jacob Rohner. Sie läuft bis am 31. Januar 2016.

Die Ausstellung trägt den Titel «Behind that Curtain». Andrea Vogel zeigt Videoinstallationen mit Filmaufnahmen aus dem Familienarchiv der Rohners. Und sie thematisiert die konservative Strenge, von der die Dynastie geprägt wurde, mit Hilfe eines Stickrahmens, den sie zum Korsett umfunktioniert.

Die Künstlerin schafft mit diesen Arbeiten Bezüge zu Religion, familiären Zwängen und wirtschaftlichen Verstrickungen. Dies erschliesst sich dem Betrachter allerdings nur dann, wenn er die Hintergründe kennt. Es lohnt sich also, als Vorbereitung Spirigs Buch zu lesen.

In der Ausstellung gibt es jedoch auch Arbeiten, die ganz für sich sprechen: eine Installation etwa aus sanft durchscheinenden Stoffen, die wie ein gewaltiges Kaleidoskop wirkt, wenn man sich davor bewegt.

Sendung: Radio SRF2 Kultur, Kompakt kompakt, 30.11., 17:06 Uhr.

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