Am 7. August 1847 um 13.00 Uhr war es soweit. Der Eröffnungszug der ersten Bahnlinie der Schweiz verliess den Hauptbahnhof Zürich. 45 Minuten später traf die Spanisch-Brötli-Bahn mit seinen 140 geladenen Gästen in Baden ein. Sie war mit halsbrecherischen 30 Stundenkilometern durch das Limmattal gefahren.
Nicht nur die Badener Blätterteigspezialität «Spanisch Brötli» – daher wahrscheinlich der Name des Zuges – konnte so schnell nach Zürich transportiert werden. Für die gesamte Schweiz brach ein neues Zeitalter an. In ganz Europa war das Eisenbahnfieber ausgebrochen.
Unverändert: das geniale Prinzip
Das Spektakuläre an der Spanisch-Brötli-Bahn ist, dass sich seither an der Idee der Eisenbahn nichts geändert hat.
Gezogen von einem Zugfahrzeug fahren Wagen auf Schienen, die vom 1835 vom Engländer Ingenieur Charles Vignoles entwickelt wurden. Der Abstand der beiden Schienen, genau 1435 Millimeter, entspricht demjenigen der allerersten Eisenbahnen überhaupt. Die beiden Schienen sind auf Eichenbalken befestigt. Ein geniales System, denn die rollende Reibung von Eisenrädern auf Eisenschienen ist nahezu null. Und es können fast unbeschränkt viele Wagen aneinander gekoppelt werden, sie halten die Spur.
Schneller und komfortabler
Wie sich seither gezeigt hat, ist auf dieser Grundlage fast alles möglich: Aus den 30 Stundenkilometern von damals sind 574,8 Stundenkilometer beim französischen TGV geworden. Aus den sechs Wagen der Spanisch-Brötli-Bahn sind kilometerlange Güterzüge in den USA geworden. Personenzüge sind zweistöckig, wenn es sein muss.
Man kann in ihnen schlafen, essen oder arbeiten. Statt in mit Holz geheizten und zugigen Wagen reisen wir vollklimatisiert und mit Internet. Alles ist anders und doch ist alles gleich: die Eisenbahn, das war ein wirklicher Geniestreich.
Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 20.07.2015, 07:15 Uhr.