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Der Sänger Andrew Bond mit Gitarre.
Legende: Andrew Bond: Jedes Deutschschweizer Kind kennt seine Lieder wie «Zimetschtern han i gern» oder «S'grööschte Gschänk». Christoph Kaminski

Gesellschaft & Religion Die Stimme der Familienstuben, Kindergärten und Schulzimmer

Jedes Deutschschweizer Kind kennt Andrew Bond und seine Lieder. Was für die letzte Generation die «Zäller Wienacht» war, sind heute die Lieder vom Esel, Josef, dem Zimmermann, «Zimetschtern han i gern» oder «S'grööschte Gschänk».

Der Theologe Andrew Bond arbeitete lange Zeit als Religions- und Musiklehrer. 1998 begann er mit der Veröffentlichung seiner Lieder, die in Schulen und Kindergärten schnell grossen Anklang fanden. Heute zählt er mit weit über einer halben Million verkaufter CDs zu den erfolgreichsten Musikern der Schweiz. Viele seiner CDs sind mit Gold und Platin ausgezeichnet worden.

Irene Gysel: Andrew Bond, was fasziniert Sie an der Weihnachtsgeschichte?

Andrew Bond: Mich faszinieren die vielen zeitlosen menschlichen Zusammenhänge. Das Grösste offenbart sich im Kleinsten. Einfache Menschen, einfache Orte stehen im Mittelpunkt. Es sind Aussenseiter, die als Erste  von der Geburt von Jesu erfahren.

Was ist Ihnen als Theologe wichtig?

Die Weihnachtslegende erzählt wohl weniger wie Jesus wirklich geboren wurde, als vielmehr wie die frühen Christen sich die Welt im Lichte ihrer Erinnerung an Jesus neu denken wollten. Wir haben hier keinen historischen Tatsachenbericht und doch liegt in der Geschichte sehr viel Wahrheit.

Sie sind bis zum 12. Lebensjahr in England und im Kongo aufgewachsen. Haben Sie je in einem Krippenspiel mitgespielt?

Oh ja, ich habe Jahr für Jahr mitgespielt und sehr gerne. Das Spielen im Kongo, England oder der Schweiz unterscheidet sich, aber der Kern bleibt gleich.

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Mit welcher Rolle?

Ich durchlief vom Schäfchen bis zum Weisen fast alle Rollen.

Woran erinnern Sie sich gerne? Woran ungern?

Am meisten beeindruckten mich die Lieder, das schöne Licht in der Kirche und die Kerzen auf dem grossen Christbaum. Nervöse, hektische, angespannte Erwachsene haben diese Stimmung immer wieder angekratzt.

Was war im Kongo anders?

Für die Menschen dort ist Weihnachten das grösste Freudenfest überhaupt. Nichts also mit ernsten, getragenen Feiern, sondern ausgelassenes Tanzen und Jubeln waren angesagt.

Sie spielen in der «Mitsing*Wienacht» zusammen mit Catherine Reichelt alle Rollen selber. Welche spielen Sie am liebsten?

Ich mime gerne Josef oder den Engel Gabriel, aber am liebsten spiele ich das mürrische, sture Kamel, das überhaupt keine Lust hat auf die sinnlose Reise hinter dem Stern her. Okay, ich gebe zu, dass ich diesen Charakter selber reingeschmuggelt habe.

Die Kinder singen überall mit und identifizieren sich ebenfalls mit allen Protagonistinnen und Protagonisten. Was machen Sie damit für Erfahrungen?

Kinder, auch solche über 30, wollen dabei sein und mitmachen, nicht bloss klatschende Zuschauer sein. Es ist für sie ein weit schöneres und tieferes Erlebnis, wenn sie selber singen, spielen, mitfühlen, lachen können. Die Kunst des Erzählers ist es, dass ihr Mitmachen intensiv bleibt aber nicht überbordet oder ausartet.

Was ist heute beim Erzählen der Weihnachtsgeschichte anders als früher?

Nicht viel, höchstens die technischen Mittel, die zur Verfügung stehen - wie etwa die Beamerprojektion. Kinder «hören» Geschichten heute am häufigsten am Bildschirm und sie sind es vielleicht weniger gewohnt, live erzählte Geschichten mit eigenen Vorstellungen zu verknüpfen, aber ich glaube im Grunde bleibt das Erzählen mehr oder weniger gleich.

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