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Bild 1 von 6. VW:. Martin Winterkorn trat 2007 an die VW-Spitze mit der Mission, den deutschen Konzern zum grössten Autobauer weltweit zu machen. Nur Monate, nachdem er das Ziel erreicht hatte, befindet sich das Unternehmen in einer Krise enormen Ausmasses. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 6. UBS:. Der Titel als grösster Vermögensverwalter war nicht genug. Marcel Ospel wollte die UBS auch im Investment Banking global an die Spitze bringen. Im Zuge der Subprime-Krise stürzte die UBS in den Abgrund, sie konnte ihre toxischen Papiere nicht mit dem notwendigen Eigenkapital ausstatten. Der Bund musste als Retter einspringen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 6. Enron:. Es regnete Lob und Auszeichnungen für das innovative US-Unternehmen Enron – bis der Energie-Konzern seine Bilanzen fälschte und damit 2001 einen der grössten Firmen-Skandale in den USA schuf. Der einst «revolutionäre» Unternehmer Kenneth Lay wurde von einer Business-Website in die Liste der schlechtesten amerikanischen Geschäftsführer aufgenommen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 6. Swissair:. In den 1990er-Jahren kaufte Swissair-Chef Philippe Bruggisser auf Anraten seines Verwaltungsrats und externer Beratung ausländische Fluggesellschaften auf. Die auf Wachstum getrimmte Strategie scheiterte, viele der akquirierten Airlines waren unrettbare Sanierungsfälle. Die Schweiz verlor ihre Fluglinie – heute gehört Swiss zur deutschen Lufthansa. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 6. Titanic: . Das grösste Schiff der Welt, unsinkbar. Mit dieser Ankündigung stach die Titanic 1912 in See. Eine zu schnelle Fahrt, abgeschottete Abteilungen unter Deck, zu wenige Rettungsboote – eine Kette von Gründen führte zum Unglück. Nach der Kollision mit einem Eisberg sank das Schiff. Mehr als die Hälfte der Personen an Bord starben. 1514 an der Zahl. Bildquelle: Wikimedia/Willy Stöwer.
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Bild 6 von 6. Ikarus:. In der griechischen Mythologie steht Ikarus für gefährlichen Übermut. Er war jener Jüngling, der mit selbstgebastelten Flügeln der Gefangenschaft entkam und schliesslich, alle Warnungen missachtend, so hoch Richtung Sonne stieg, dass das Wachs seiner Flügel schmolz und ihn zum Absturz brachte. Bildquelle: Wikimedia/Jacob Peter Gowy.
Mehr als 10 Millionen Fahrzeuge hat Volkswagen im vergangenen Jahr verkauft. Eine historische Marke. Das hatte noch kein Autohersteller der Welt geschafft – und auch VW hatte dieses Ziel erst für 2018 anvisiert.
Die Genugtuung, die Martin Winterkorn bei dieser Bekanntgabe verspürt haben muss, dürfte jetzt nur noch eine blasse Erinnerung sein. Der Bezeichnung CEO ist nun ein «Ex» voranzustellen. Mit manipulierten Anzeigen zu Schadstoff-Ausstössen hat sich der Konzern einen enormen Schaden eingehandelt. Die Strafzahlungen werden auf zweistellige Milliarden-Beträge geschätzt. Vom Image-Dämpfer ganz zu schweigen.
Niemand hinterfragt laut
Gerade der Erfolg, das sich Behaupten im Markt, das Abhängen der Konkurrenz könnte Martin Winterkorn zum Verhängnis geworden sein. «Es führt dazu, dass weniger Rückfragen gestellt werden und der CEO dann häufig selbstbewusster wird und seiner Entscheidungskraft mitunter auch zu sehr vertraut», sagt Wirtschaftspsychologin Anne Herrmann. Sie erforscht an der Fachhochschule Nordwestschweiz das Zusammenspiel von Persönlichkeit und Karriere.
Allein schon um an die Spitze eines solchen Konzerns zu gelangen, müsse die Person eine Reihe von Erfolgserlebnissen gehabt haben. Das kann verblenden. Reitet der gesamte Konzern auf dieser Welle, hinterfragt sich weder der Konzernchef selbst noch übernehmen dies die Mitarbeiter für ihn.
Sie könnten das auch gar nicht, wie Anne Herrmann erklärt: «Man darf nicht vergessen, dass in solchen Unternehmen sehr starke Hierarchien eine Rolle spielen bei den Entscheidungen, die getroffen werden.» Der CEO könne auch Entschlüsse durchdrücken, die nicht alle Beteiligten getragen hätten.
Marcel Ospel, UBS; Philippe Bruggisser, Swissair; Kenneth Lay, Enron – Martin Winterkorn ist nicht der erste Firmenchef, dessen unbedingter Drang nach Grösse weitreichende negative Konsequenzen nach sich gezogen hat. Wer ganz nach oben will, kann von dort umso tiefer fallen.
Für Steve Jobs hat sich Rücksichtslosigkeit ausgezahlt
Dem Grössenwahn wohnt aber auch das Potenzial inne, etwas weit über das Mittelmass hinaus zu schaffen. Steve Jobs ist Sinnbild dafür. Dem vor vier Jahren verstorbenen Mitgründer von Apple schien Zeit seines Lebens egal gewesen zu sein, was andere von ihm halten. Als stur, übertrieben kritisch, gar tyrannisch beschrieben ihn Wegbegleiter. Mit Konkurrenten sprach er Klartext: «Ich werde euch vernichten», lauteten etwa die Worte an die Android-Entwickler von Google, von denen er sich kopiert fühlte.
«Steve Jobs wäre niemals so weit gekommen mit Apple, wenn er nicht genau so gewesen wäre, wie er war», sagt Anne Herrmann, «nämlich extrem von seiner Idee überzeugt; auch gegen besseres Wissen und gegen Argumente anderer. Genau die Eigenschaft, die ihn schwierig gemacht hat, hat ihn auch extrem erfolgreich gemacht.»
Heute ist Apple das wertvollste Unternehmen der Welt.