Basel, Klybeckstrasse. Hier trifft man auf Leute aus der ganzen Welt. Das Quartier ist eine bunte Mischung aus orientalischen Lebensmittelläden, hippen Bars und traditionellen Restaurants. Irgendwo dazwischen befindet sich das unscheinbare Internetcafé mit dem sonderbaren Namen «Planet 13». Davor stehen viele Leute, die meisten Männer mit schwarzer Hautfarbe. Manchen Passanten ist das nicht ganz geheuer, sie queren auf die andere Strassenseite.
2500 Besucher pro Monat
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Christoph Ditzler, der Leiter des «Planet 13» und ist heute der Türsteher des Lokals. Den braucht es, denn die Räume drinnen platzen aus allen Nähten, Ditzler muss sogar Leute wegschicken. Über 2500 Besucher kommen im Monat hierher – wegen dem Internet, aber auch um Bewerbungen zu schreiben, Deutsch oder Englisch zu lernen oder überhaupt, wie man einen Computer bedient. Alles das gibt es im «Planet 13» kostenlos.
«Arbeitslose müssen sich bewerben, das läuft alles übers Internet. Man muss drucken, aber die Leute haben kein Geld für Internet oder wissen nicht wie man mit Computern umgeht – deshalb bieten wir das an», erklärt Ditzler. Er kennt diese Situation gut. Als er seine Stelle als Marktfahrer verlor, wurde er von der Sozialhilfe abhängig. Ebenso seine Kollegin Avji Sirmoglu. Sie war Assistentin bei einem Medienunternehmen, wurde unverhofft entlassen und musste plötzlich Sozialhilfe beziehen. Als dann zudem ihr Computer kaputt ging, musste sie erfahren, wie hilflos man plötzlich ohne Geld und technische Hilfsmittel ist. Zusammen entwickelten die Beiden darauf die Idee für ein kostenloses Internetcafé. Im Juli 2007 wurde es schliesslich eröffnet.
Hilfe für die Unglücklichen
Drinnen ist es ruhig. Alle Computer sind besetzt. Einige Leute schreiben E-Mails, schauen auf ihre Facebook-Seite oder schreiben Bewerbungen. Einige waren beim Eingang, bis ein neuer Computer frei wird. Wieso «Planet 13»? «13 ist eine Unglückszahl. Und wir zählen ja zu den Unglücklichen. Und die meisten Menschen, die hierher kommen auch», erklärt Christoph Ditzler. In der Tat: Die meisten sind Sozialhilfebezüger oder Flüchtlinge. Sie kommen ins «Planet 13», weil sie hier umsonst mit ihren zurückgebliebenen Familien und Freunden kommunizieren können. Aber auch, um Arbeit zu finden.
«Ich schreibe hier Bewerbungen. Ich will den Leuten zeigen, dass ich auch etwas kann», sagt eine Frau aus dem Kongo. Das Problem: ohne Ausweis darf sie nicht arbeiten. Aber sie will nicht aufgeben und kommt regelmässig ins «Planet 13», um neue Bewerbungen zu schreiben. Ein Mann aus Somalia hat mehr Glück: Er hat soeben seinen Aufenthaltsausweis erhalten und sucht eine Stelle als Küchenhilfe. Das internationale Team vom «Planet 13» unterstützt ihn dabei, aber nur soweit nötig. «Wir machen nicht die Arbeit für die Leute, wir unterstützen sie nur. Uns ist wichtig, dass die Leute unabhängig bleiben», unterstreicht Ditzler.
Unabhängig bleiben soll auch das Internetcafé «Planet 13». Es ist ein Selbsthilfeprojekt von Armen für Arme. Geldgeber ist die Christoph Merian Stiftung, sie kommt für Miet- und Nebenkosten auf. Microsoft hat die Software offeriert.
Das Team von über 20 Leuten besteht fast ausschliesslich aus Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern, die alle ehrenamtlich arbeiten – dafür gibt es nur die Integrationszulage von 100 Franken. Aber ihr Lohn ist sowieso nicht in Zahlen zu messen: Viele ausgegrenzte Menschen haben durch das «Planet 13» wieder eine Aufgabe erhalten, und das Vertrauen in sich selbst zurückgewonnen.