Auf die Frage, wie viele Einmachgläser er eigentlich daheim in seinem Bauernhaus habe, muss Michael Machatschek gründlich nachdenken. «Es sind bestimmt 2000 Gläser», sagt er schmunzelnd und seine Augen leuchten munter.
Das Sammeln der Pflanzen sei eine wunderbare Tätigkeit, die einen erde, weil man konzentriert auf den Wiesen, Alpen und in Wäldern unterwegs sei. Die harte Arbeit, die Ausdauer verlange, warte dann daheim, erklärt Machatschek: Kräuter reinigen, welke Blätter abzupfen, die Pflanzen auf die gewünschte Länge zuschneiden, einmachen, Gläser sterilisieren und ordentlich abfüllen.
Der Stolz des Sammlers
Am folgenden Tag überkomme ihn dann jeweils ein unglaublicher Stolz. Aber auch eine Freude über diese einmalige Schönheit der Farben und Formen in den Gläsern.
Die leuchtenden Liköre und Gelées, die fantastischen Formen der Farne und Kerbel, die getrockneten Heidelbeeren, Malven und Wundklees. «Eine Augenweide!» schwärmt Machatschek, der an der Universität für Bodenkultur in Wien studiert und vier Sommer als Hirte in den Schweizer Alpen gearbeitet hat.
Köstlich und kostbar
In den Alpen hat Michael Machatschek entdeckt, welche Köstlichkeiten und Kostbarkeiten die Wiesen und das sorgfältig bewirtschaftete Kulturland zu bieten haben. Ausschlaggebend war seine Tante. Sommer für Sommer war sie als Älplerin unterwegs – und immer knapp bei Kasse.
«Sie brachte sich über die Runden, indem sie Kräuter und essbare Wildpflanzen in die Küche integrierte. Das hat mich animiert», erinnert sich Machatschek. Heute freut er sich, dass dieses alte Volkswissen, das lange beinahe in Vergessenheit geraten ist, wieder auf grosses Interesse stösst.
In Kursen, Seminaren und Büchern gibt Michael Machatschek sein Wissen weiter. «Wie man Wildkräuter richtig verwendet, lernt man nicht in der Schule. Das lernt man nur durch den Gebrauch. Von dort kommt auch der Begriff Brauchtum, der heute oft unterhöhlt ist», erklärt der Kräutersammler.
Abnehmende Vielfalt
Machatschek plagen zwei Sorgen. Das eine ist die intensive Landwirtschaft. Machatschek spricht von der agro-industriellen Nutzung des Bodens. Sie führe zu einer traurigen Artenarmut.
Das andere ist der dichte Wald. Unter dem schattigen Blattdach gedeihen weniger Pilze und Beeren. Darum berät Michael Machatschek Bauern, wie sie den Boden vernünftiger bewirtschaften können.
Pflanzenwissen macht unabhängiger
Als Nostalgiker will sich der promovierte Vegetationskundler Machatschek definitiv nicht verstanden wissen. Durch diese Art des Umganges mit Pflanzen schule man ständig sein Gehirn. Menschen kämen miteinander ins Gespräch und tauschten Erfahrung und Wissen aus.
Und: Dieses Pflanzenwissen mache letztlich auch unabhängiger. «Jede Gebrauchsgeschichte einer Pflanze unterweist uns darin, dass wir keine Angst des Hungers und der Krankheit zu erwarten brauchen, sondern ein gutes Leben leben können, wenn dieses Pflanzenwissen gebrauchsorientiert bleibt», hält er in seinem Buch «Nahrhafte Landschaft» fest.