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Gesellschaft & Religion Ein neuer Leuchtturm mit Ausblick: Lugano will Kulturstadt werden

Entlang der Seepromenade hat der Tessiner Architekt Ivano Gianola für Lugano einen Prestigebau entworfen: das Kulturzentrum LAC. Es vereint unter einem Dach einen Konzert- und Theatersaal und einen Trakt für das neue Museo d’Arte della Svizzera Italiana. Doch das LAC will mehr sein als das.

Die Abkürzung LAC ist kurz, klingt gut und steht für «Lugano Arte e Cultura». Mit dem Kulturzentrum LAC erhält Lugano einen städtebaulichen Akzent. Am Ende der vielbefahrenen Via Nassa zerfranste Lugano bisher jäh. Hier ärgerte man sich seit Jahren über den architektonischen Schandfleck: das einstige Nobelhotel «Grand Hotel Palace». Dieses stand leer und verkam zusehends.

Nun hat der Tessiner Architekt Ivano Gianola die Fassade des ruinösen Hotels aufpoliert und dahinter ein Gebäude mit 30 luxuriösen Eigentumswohnungen gebaut. Seitlich hat er das Kulturzentrum LAC hingestellt. Damit hat Gianola auch eine Art Stadtreparatur betrieben.

Das LAC

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Das Lugano Arte e Cultura (LAC) wird am 12. September 2015 eröffnet. Es soll als Kulturzentrum für bildende Künste, Musik und Bühnenkunst zu einem Kulturpol der Schweiz werden. Erklärtes Ziel des LAC ist es, Luganos Rolle als kultureller Schnittpunkt zwischen Nord- und Südeuropa zu stärken.

Eine Piazza mit «Schiffsbug»

Vor dem LAC hat Gianola eine weite Piazza konzipiert. Auf diesen Platz lässt er ein schiffbugartiges Gebäude herausragen: das neue Museo d’Arte della Svizzera Italiana. Das Museum vereint das kantonale Kunsthaus und das städtische Museum für moderne Kunst. Der Museumstrakt ist mit grünen Steinplatten verkleidete.

Diese grüne Fassade, die imposante Glasfront des LAC und die historische Hotelfassade bilden ein bemerkenswertes Ensemble, das die Piazza fasst. Entstanden ist ein klar definierter, öffentlicher Ort am See.

Klare Führung der Besucher

Wer das LAC betritt, steht zuerst in einer hohen, hellen Eingangshalle und staunt. Hier werden die Besucher klar geführt: zuerst empfangen einen die Billettkassen, links geht’s ins Museum, rechts ist die Garderobe.

Quert man die Halle mit dem matten Granitboden, tritt man hinaus in eine Art Amphitheater. Dahinter schmiegt sich eine neu angelegte Parkanlage an den steilen Hang und weist den Weg zum Bahnhof.

Lugano will eine Zukunft mit Kultur

Die Treppen im hohen Entrée mit der Glasfassade sind auffällig: Wie ein Zickzack-Band führen sie die Besucher auf die Galerie über den Billettkassen und zum Herzstück des LAC, dem Konzert- und Theatersaal.

Der akustisch austarierte Saal mit der hellen Holzverkleidung und der dunklen, bequemen Bestuhlung soll international gefeierte Musikerinnen und Musiker wie Martha Argerich, Radu Lupu oder Sol Gabetta und Dirigenten wie Charles Dutoit oder Bernard Haitink begeistern. Er bietet auch dem Orchestra della Svizzera Italiana und seinem Chef Markus Poschner eine Heimat.

Mit dem LAC verfolgt Lugano ein ehrgeiziges Ziel. Lugano, immerhin der drittgrösste Finanzplatz der Schweiz, will sich in Zukunft auch als Kulturstadt etablieren.

Die Stadt stets im Blick

Für das neue Kulturzentrum an der langgestreckten Seepromenade stand das gefeierte KKL in Luzern Pate. Allerdings: Im Unterschied zum französischen Stararchitekten Jean Nouvel hat Gianola eine zurückhaltende Sprache gewählt.

Gianola ist kühler, rationaler, einfacher und weniger spektakulär. Ihm war die Durchlässigkeit wichtig. Und so hat man denn fast überall im LAC Blick auf den Aussenraum: auf die Stadt, den See, die neue Piazza, die Berge.

Den umwerfendsten Blick offeriert uns Gianola auf der ersten Etage im Kunstmuseum: Am Ende des langen Ausstellungsraumes stehen wir plötzlich vor einem enormen Panoramafenster. Es rahmt die Landschaft und macht aus ihr ein atemberaubendes Bild.

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