Fleisch zu essen ist nach wie vor beliebt. Bis ins Jahr 2050 wird die Nachfrage nach Fleisch nochmals 70 bis 80 Prozent zunehmen, schätzen Wissenschaftler. Das ist ein Problem: Kühe und Schweine, aber auch Geflügel und andere Tiere produzieren viel Methan – ein hochwirksames Treibhausgas, das unser Klima aus der Bahn zu werfen droht. Ausserdem benötigt die Fleischproduktion viel Land – mehr als zwei Drittel der weltweiten Landwirtschaftsfläche. Ganz zu schweigen von der Energie, die für die Tierhaltung und den Transport des Fleischs verbraucht wird.
Mehlwürmer produzieren sehr wenig Treibhausgas
Forscher aus Holland haben sich deshalb nach Alternativen umgesehen, wie die Menschheit ihren Eiweissbedarf decken könnte. Fündig geworden sind sie bei einem kleinen, unscheinbaren Tierchen: «Tenebrio molitor» heisst es – auf Deutsch: Mehlwurm, also die Larve des Mehlkäfers.
Die Mehlwürmer sind rund vier Zentimeter lang und hervorragende Eiweisslieferanten. Zwar haben niederländische Forscher berechnet, dass die Mehlwürmer in der Produktion mehr Energie als Milch oder Poulet und etwa gleich viel wie Rind- und Schweinefleisch brauchen. Doch Mehlwürmer sind aber absolut unschlagbar, was Landverbrauch und Treibhausgasemissionen angeht.
Eine optimale Speise für Astronauten
In den Niederlanden steht bereits eine grosse Mehlwurmproduktionsstätte – allerdings lediglich für Vögel, Fische und Reptilien. Etwas konkreter wurden kürzlich chinesische Wissenschaftler: In einem Fachartikel schrieben sie, dass Mehlwürmer die optimale Speise für Astronauten seien.
Doch Online-Kommentare bei Mehlwurmrezepten lassen ahnen: die Akzeptanz dieser effizienten Eiweissquelle in der westlichen Allgemeinbevölkerung ist noch ausbaufähig: «Das ist so gar nicht mein Geschmack. Vielleicht wären diese Mehlwürmer etwas für das Dschungel-Camp», ist noch eine harmlosere Variante. Viel häufiger liest man Kommentare wie «So langsam reicht es mit den Ekelrezepten. Einfach nur zum Kotzen!»
Rezept für Mehlwurm-Kanapees
Dabei klingen die Rezepte, die Forscher in einem Artikel für das Fachblatt «American Journal of Agricultural and Biological Sciences» zusammengetragen haben, gar nicht so abwegig:
«Für Mehlwurm-Kanapees mixe man eine Tasse halb aufgetauter Mehlwürmer, 6 Knoblauchzehen und 3 Teelöffel Tomatenpüree zu einer Paste. Dazu giesse man langsam Olivenöl, ein wenig Zitronensaft und Rotweinessig sowie einen Teelöffel frisch gemahlenen Pfeffer. Schliesslich bestreiche man mit dieser Paste Baguettes, backe das Ganze im vorgeheizten Ofen und garniere am Schluss mit Petersilie.»
Und klopfe sich auf die Schulter wegen vorbildlichen Umweltverhaltens, könnte man noch anfügen.