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Gesellschaft & Religion Gegen das Patriarchat und für einen modernen Feminismus

Versteckter Sexismus präge unseren Alltag, sagt Anne Wizorek, die 2013 mit dem Hashtag #Aufschrei eine breite Diskussion über Sexismus in Gang brachte. Jetzt legt sie offline nach. Das Buch «Weil ein #Aufschrei nicht reicht» ist ein Pamphlet für einen modernen Feminismus.

Wie stellt man sich eine Feministin vor? Latzhose und Achselhaare? Schluss mit Stereotypen, fordert Anne Wizorek gleich zu Beginn ihres Buches «Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute.» Und was sie fordert, das verkörpert sie. Die selbstständige Beraterin für digitale Medien macht einen zierlichen, fast mädchenhaften Eindruck, sie trägt Make-up, hat rote Fingernägel und schreibt direkt: «Nein, ich esse weder kleine Kinder noch Penisse.» Geht es um ihre Anliegen, ist ihr Auftreten bestimmt. Sie kämpft für die Rechte der Frau, gegen Sexismus im Alltag.

Buchhinweis

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Anne Wizorek: «Weil ein #Aufschrei nicht reicht», S. Fischer Verlag, 2014.

Sie selbst bezeichnet sich als «Netzfeministin». Das Internet, Beruf und Wegbegleiter: «Und schliesslich habe ich nicht zuletzt durchs Internet gelernt, dass das, wofür ich stehe, feministisch ist – kein grosses ‹Aber›, sondern nur ein ‹Fuck yeah›.» Mit der Veröffentlichung ihres Buches hat sie also Neuland betreten, das bloggen online gegen das schreiben offline getauscht. «Es fällt mir nicht so leicht, für bedrucktes Papier zu schreiben», gibt sie eingangs zu.

Intersektional denken

Frau mit Mikroport hebt die Arme, Handflächen nach oben.
Legende: Anne Wizorek versteckt hinter saloppen Formulierungen ihr fundiertes Wissen. Gregor Fischer/re:publica 2013

«Für einen Feminismus von heute», verspricht der Untertitel ihres Buches. Doch was kennzeichnet ihn, diesen «Feminismus von heute»? «Das ist natürlich zum einen meine Version von Feminismus; einen subjektiven Einblick, den ich im Buch wiedergebe», so Anne Wizorek. Einerseits verbindet sie das «von heute» stark mit dem Internet – ihrem Werkzeug, mit dem sie möglichst viele Menschen mit ihren Anliegen erreichen und an der Debatte teilhaben lassen will. Und anderseits definiert sie ihren Feminismus breitgefächert; will «intersektional denken», wie sie es ausdrückt.

«Wie geht es einer Frau, die nicht nur von Sexismus betroffen ist, sondern auch von Rassismus? Wie einer lesbischen Frau, wenn sie ihrer Beziehung in der Öffentlichkeit ausleben will?» Diese Fragestellungen finden genauso Platz, wie etwa eine Diskussion über die Rezeptpflicht für die Pille danach oder die unzähligen Beispiele für Sexismus im Alltag. Und diesen gibt es nach wie vor, schreibt Anne Wizorek – trotz oder vielleicht aber gerade wegen der Aufklärung sei er aber unterschwellig. Versteckt, oft nur beim genauen Hinsehen erkennbar.

Beiträge zum Thema

Schluss mit dem Patriachat

Anne Wizorek nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, schreibt was sie denkt, so wie sie auch bloggen würde. In der Auflösung des Patriachats sieht sie den Weg zu einer Gesellschaft, in der sich sexistische Diskriminierungen weniger einschleichen können. Ein erstrebenswertes Ziel – von dem schlussendlich alle profitieren können, ist sie sich sicher. Frauen wie Männer, die ebenfalls in eine Rolle gedrängt würden. Wenn auch in eine andere, in die des starken Kerls.

Ein Credo, das vermitteln will, Brücken schlagen soll. Kein neuer Ansatz, aber mit vielen Beispielen und Erfahrungen von Anne Wizorek angereichert. Schade, verschwindet der breite Ansatz und das fundierte Wissen der Autorin an manchen Stellen hinter der provokativen Sprache; ein vermeintlicher Widerspruch zum Inhalt. Damit polarisiert Anne Wizorek und bringt die Diskussion in Fluss – und angesichts von tausenden von Tweets, scheint dies wiederum aber nicht verkehrt zu sein.

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