SRF Kultur: Philosophie gilt als schwieriges Thema – wie vermitteln Sie das packend?
Stephan Klapproth: Ich halte es seit je mit dem Kommunikations-Guru Horaz und seinem berühmten «et prodesse et delectare» – seinem Hinweis, dass man durchaus gleichzeitig nützen und unterhalten kann. Und, wie der Altmeister präzisiert, «zugleich Erfreuliches und für das Leben Nützliches sagen» kann.
Wenn Sie frei wählen könnten: Welchen Gast würden Sie gerne in eine «Sternstunden»-Sendung einladen?
Hillary Clinton, vor oder nach der Wahl – da bin ich tolerant.
Welches philosophische Werk muss man gelesen haben?
Auch wenn’s einige meiner damaligen Luzerner Kanti-Philosophie- und Geschichtslehrer erschüttert: Ohne eine gute Dosis Marx versteht man den Kapitalismus nie. (An die Kanti-Lehrer: Dass der Kommunismus auf dem Müllplatz der Geschichte ist, beklatsche ich trotzdem von Herzen. Und ja: In Herzens- und Jenseitsfragen bringt Marx nichts, da wende ich mich lieber beispielsweise an Schopenhauer oder so.)
Haben Sie ein kulturelles «guilty pleasure» – einen Film, den Sie dämlich finden und trotzdem gerne schauen oder Musik, die Sie nur heimlich hören?
Ich gebe hier öffentlich zu: Bei manch einem Udo-Jürgens-Song «schuuudert» es mich noch heute!
Welches Album hören Sie immer wieder – und warum?
Von Leonard Cohen, Bruce Springsteen und Bob Dylan krieg' ich nie genug – wohl, weil ich in früheren Jahren nachzuspielen versuchte, was immer mir von denen unter die langen Gitarrenzupfnägel kam.
Welche Kunst-Ausstellung ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Eine Van Gogh-Ausstellung im MoMA. Ich stand vor seiner «Starry Night», bis sie den Saal schlossen.
Welches Buch haben Sie mehrmals gelesen?
«Stiller» und eigentlich alle Max-Frisch-Bücher. Seine Sprache hat mich schon in meiner Jugend betört. Heute gefallen mir Frischs Texte noch immer – aber ich finde sie oft sehr kalt.
Welche kulturellen Inhalte konsumieren Sie im Netz?
Zum Beispiel « Philosophy Talk » von Valley Public Radio in den USA.
Gibt es eine TV-Serie, nach der Sie süchtig sind?
Ursprünglich «24». Doch weil sie immer noch brutaler wurde, bin ich auch irgendwie froh, dass es vorüber ist.