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Kate Middleton, Ehefrau des englischen Prinz William, winkt in die Kamera.
Legende: Kate sei eine Schaufensterpuppe ohne eigene Persönlichkeit, so Autorin Hilary Mantel. Reuters

Gesellschaft & Religion Hilary Mantel und das gefrorene Lächeln der Herzogin Kate

Ein Aufschrei der Empörung hallt durch den britischen Blätterwald, seit Hilary Mantel, preisgekrönte Autorin historischer Romane, einen Frontalangriff auf Kate, Herzogin von Cambridge, verübte. Doch war die anspruchsvolle Rede wirklich eine persönliche Beleidigung? Eine Analyse.

Die königliche Familie, stellt Hilary Mantel fest, teile manche Eigenschaften mit den Pandas. Zwar hätten die Windsors gegenwärtig weniger Probleme bei der Fortpflanzung, aber beide Gattungen seien teuer zu erhalten, ungeeignet für jedes moderne Habitat und würden dauernd in ihren Käfigen angestarrt.

Portraitbild Frau
Legende: Ihre Kern-Aussage trifft die romantischen Monarchisten an ihrer empfindlichsten Stelle: Hilary Mantel. Reuters

In ihrem Vortrag über königliche Körper zieht Mantel laufend Parallelen zwischen Marie Antoinette, Anne Boleyn, der zweiten der sechs Ehefrauen von Heinrich dem Achten, Prinzessin Diana und Kate, der voraussichtlichen Mutter des über-über-nächsten Königs von England.

Die junge Kate Middleton wird als Schaufensterpuppe ohne eigene Persönlichkeit geschildert, als synthetisches Produkt eines Ausschusses mit einem Lächeln aus Plastik. Im Gegensatz zu Diana, deren menschliche Unbeholfenheit und emotionale Inkontinenz sich in jeder Geste manifestiert habe, sei Kate ohne Makel, ohne Abartigkeiten, ohne jedes Risiko von Charakter.

Premierminister schaltet sich ein

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Natürlich lösten diese spitzen Beobachtungen Entrüstung bei eben jener Boulevardpresse aus, deren Verhalten Mantels Diagnose tagtäglich bestätigt, weil sie die königlichen Frauen bloss als Mannequins und Gebärmaschinen darstellt. Sogar der Premierminister fühlte sich bemüssigt, die Autorin zu rügen.

Doch die Kritiker Mantels waren schlicht und einfach überfordert. Ihre Aussagen sind ein intellektuelles Spiegelkabinett, in dem die archaischen Sehnsüchte und Erwartungen der Gesellschaft an ihre gekrönten Häupter brilliant seziert werden.

Mantel schliesst ihre Bemerkungen mit der Aufforderung, Abstand zu nehmen und auf Grobheiten zu verzichten. «Ausgelassene Neugier», sagt sie, «kann leicht in Grausamkeit umschlagen».

Geschmacklos und grausam - aber wahr

Genau da gilt es einzuhaken: Mantel hat sich nämlich Blössen gegeben. Allzu lustvoll und kunstfertig wählt sie ihre Unflätigkeiten, allzu oft lässt sie sich von ihrer Sprachgewalt in die Geschmacklosigkeit und die von ihr selbst beklagte Grausamkeit verführen. Das war nicht bloss akademisch gemeint sondern persönlich.

Ihre Kern-Aussage trifft die romantischen Monarchisten an ihrer empfindlichsten Stelle, was aber deren Wahrheitsgehalt keinen Abbruch tut.

Denn es stimmt, dass Kate, die Herzogin von Cambridge, auf allen Bildern dasselbe gefrorene Lächeln und tote Augen zur Schau stellt, genau wie Samantha übrigens, die Gattin des Premierministers. Konfektions-Frauen für das Internet-Zeitalter.

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