Wir stehen inmitten der letzten Urwälder von Borneo. Vor uns am Horizont erheben sich bewaldete Berge in Richtung Himmel. Und irgendwo hinter uns liegt Long Lamai. Ein Dorf, mitten im Dschungel. Es ist die Heimat von 500 Penan, einer der ältesten Volksgruppen auf Borneo.
Während mehr als tausend Jahren lebten sie als Nomaden in den Wäldern, bis sich vor 50 Jahren die erste Gruppe sesshaft machte. Seither haben fast alle der 12'000 Penan das Nomadenleben aufgegeben. Einer der Hauptgründe dafür: die seit über 30 Jahren andauernde Abholzung, welche einen Grossteil ihres Lebensraumes zerstört hat.
Eine andere Politik auf Borneo
Die Insel Borneo war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts fast vollständig von Urwald bedeckt. Dann begann der grosse Kahlschlag. Die Hälfte des Urwaldes ist seither vollständig verschwunden. Knapp ein Viertel der Wälder gilt noch als intakt.
Malaysia und Indonesien teilen Borneo in zwei Hälften. Der indonesische Teil Kalimantan liegt im Süden und Osten, die malaysischen Teilstaaten Sabah und Sarawak im Nordwesten der Insel. Der Gliedstaat Sarawak ist die Heimat der Penan. Und es ist auch jener Teil, in dem die Abholzung am stärksten vorangeschritten ist. Je nach Erhebung hat der Teilstaat rund 90 Prozent seiner Urwälder verloren. Dieser Trend hielt trotz anhaltendem Widerstand der Penan und von internationalen Organisationen wie dem Basler Bruno Manser Fonds in den vergangenen Jahren an.
Stopp für die Abholzungen
Hauptverantwortlicher dieser Politik des Abholzens ist der ehemalige Premierminister Taib Mahmud. Umweltorganisationen werfen ihm vor, mit dem Holzgeschäft ein Milliardenvermögen verdient zu haben.
Vergangenes Jahr nun übergab er sein Amt nach 30 Jahren an seinen Nachfolger Adenan Satem.
Dieser kündigte in einer Rede an, die Abholzungen stoppen zu wollen. Wenige Tage darauf liess er rund zweitausend illegale Holzfällercamps schliessen und mehrere hundert Firmenkonten einfrieren. Ein Schritt, der bei Umweltorganisationen und Urwaldbewohnern für Hoffnung sorgt.
Umdenken – auch bei den Banken
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Eine der grössten Firmen, die auf Borneo an der Zerstörung des Regenwalds beteiligt sind, ist der Konzern APRIL. Der Konzern erhielt Kredite von einer ganzen Reihe internationaler Banken, auch von der Credit Suisse, die sich mit 50 Millionen an APRIL beteiligte. Mehr als 25'000 Personen haben gegen diese Investition protestiert, die Credit Suisse wurde in der Presse mehrfach beschuldigt, gegen die eigenen Richtlinien und gegen abgegebene Versprechen verstossen zu haben.
Bereits früher hatten andere Banken, etwa Banco Santander und ABN Amro, reagiert und sich von APRIL distanziert. Bei der Credit Suisse ist man noch nicht so weit; aber an der Generalversammlung der Bank im April dieses Jahres wurden immerhin der Geschäftsführer des Bruno Manser Fonds, Lukas Straumann, sowie zwei Vertreter betroffener Gebiete angehört. Und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner signalisierte Betroffenheit und versprach, die Kreditvorgabe intern prüfen zu lassen.
Auf einem guten Weg?
In der Sendung «Kontext» stellt sich nun der stellvertretende Leiter Nachhaltigkeit bei Credit Suisse den Vorwürfen. Er gibt zu verstehen, dass die Bank nun in Zukunft ihre Verantwortung anders wahrnehmen wird und lässt durchblicken, dass die Credit Suisse sich allzu sehr auf die Versprechen von APRIL abgestützt hat. Auch von dieser Seite her darf ein Umdenken erwartet werden.