Auf dem Maidan in Kiew formieren sich die Proteste gegen die Regierung von Wiktor Janukowitsch. Dort finden sich derzeit auch viele Künstler, die sich engagieren, wie der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow bestätigt.
Organisation in Zelten und Kneipen
In einem Zelt, das Künstler errichtet haben, gibt es eine Kunstausstellung und es werden immer wieder Lesungen, Kurse, Diskussionen und Konzerte veranstaltet, die regen Zulauf haben. Ähnliche Veranstaltungen gibt es auch in den Künstler-Kneipen rund um den Platz.
Zwar sei die Stimmung unter den Künstlern, die sich für die pro-europäischen Proteste engagieren, nicht mehr die gleiche wie zu Beginn, sagt Kurkow. Offene Aktionen gebe es jetzt weniger, dennoch seien die Künstler weiterhin stark engagiert.
Die Regierung lockt mit Preisgeld
Dass sich Künstler und Intellektuelle vorwiegend auf die Seite der Opposition stellen, weiss auch Präsident Janukowitsch. Es gebe kaum Künstler, die sich für die Regierung stark machen, sagt Kurkow. Um dies zu ändern, habe Janukowitsch kürzlich ein Gesetz erlassen, dass das Preisgeld des Taras-Schewtschenko-Preises, des wichtigsten Kunstpreises der Ukraine, um das Fünffache erhöhe. Auch würden zahlreiche, sogenannte Präsidentenstipendien für Künstler vergeben.
Ob der unter Druck stehende Präsident damit aus Künstlerkreisen mehr Unterstützung erhält, ist wohl fragwürdig. Die Künstler beschäftigen sich derzeit vielmehr mit der Frage, wie es mit der Ukraine weitergeht. Kurkow sieht Anlass zur Sorge: Sollte es zum Notstand kommen, würde die Ukraine eine andere politische Dimension erreichen. «Dann wird die Möglichkeit von Bürgerkrieg viel realistischer», sagt der Schriftsteller.