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Ein Kirchturnspitz mit einem goldenen Gickel darauf.
Legende: Der Hahn als Symbol der evangelischen Kirche – für den «grünen Güggel» haben sich indes nur katholische Kirchen beworben. Flickr/Fihu

Gesellschaft & Religion Jetzt krähen auch Schweizer Kirchen nach dem «grünen Güggel»

Fünf Kirchgemeinden im Thurgau wurden als erste der Schweiz mit dem Öko-Label «Grüner Güggel» ausgezeichnet. Sie senken etwa die Temperatur in der Kirche, isolieren Türen und drucken nur noch auf Recycling-Papier – das tönt simpel, doch: Das Festlegen der einzelnen Massnahmen war eine Heidenarbeit.

Wie kann man in Kirchgemeinden Strom sparen, Abfall vermeiden und den Garten artgerecht bepflanzen? Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Denn zuerst gilt es, die Daten zu ermitteln: Wie viel Wasser fliesst durch die Hähne, wie viel Papier spuckt der Drucker aus, wo verpufft die Wärme?

Wenn alles akribisch aufgelistet ist, kann ausgewertet werden. Eine, die sich von diesem Aufwand nicht abschrecken liess, war Gaby Zimmermann, Gemeindeleiterin der römisch-katholischen Pfarrei Romanshorn.

Ein Güggel, geschnitzt aus hellem Holz, steht in der Kirche.
Legende: In der katholischen Kirche Romanshorn macht ein «Güggel» aus Holz auf das neu erworbene Umweltlabel aufmerksam. Annina Mathis

Zu Beginn brauchte es Überzeugungsarbeit

Als Präsidentin der Kommission «Kirche und Umwelt» der römisch-katholischen Kirche im Thurgau stiess Gaby Zimmermann das Projekt «Grüner Güggel» in ihrer Kirchgemeinde an. «Anfangs brauchte es Überzeugungsarbeit», erinnert sie sich. Die Beschaffung sämtlicher Daten sei aufwendig gewesen.

Nachdem die Daten erhoben waren, wurden sie in einem grünen Datenkonto gespeichert. Es sei aufschlussreich, den Energieverbrauch zu kennen, betont Gaby Zimmermann. Dadurch werde klar, wie viel Geld man für Energie ausgebe – oder eben sparen könne.

Die Idee kommt aus Deutschland

Die Idee des kirchlichen Umweltmanagements wurde aus Deutschland übernommen. Seit über 15 Jahren vergeben deutsche Kirchen die Zertifikate «Grüner Hahn» oder «Grüner Gockel». Der Schweizer «Güggel» musste an Schweizer Verhältnisse angepasst werden, sagt Andreas Frei, Umweltberater und Theologe: «Wir mussten einen Rechts-Check durchführen». Denn die Umweltgesetze von Deutschland und der Schweiz seien unterschiedlich. Bei einem Schweizer Zertifikat müssten die Auflagen dem Bundesgesetz entsprechen sowie den kantonalen und kommunalen Gesetzen.

Der «Grüne Güggel» wird vom ökumenischen Verein «oeku Kirche und Umwelt» vergeben, hinter dem über 600 Schweizer Kirchgemeinden stehen – das Potential für weitere «Güggel»-Anwärter ist somit gross. Am 8. November 2015 wurden die ersten fünf Thurgauer Kirchgemeinden ausgezeichnet: Arbon, Ermatingen, Güttingen, Romanshorn und Sirnach.

Der Eingang der Kirche mit Bögen aus weissem Stein, darin ein halbrundes Fenster, das vergittert ist.
Legende: Eine erste Massnahme in der Kirche Romanshorn: Die Türen wurden besser abgedichtet. Annina Mathis

Über die Gemeindegrenzen hinaus denken

Es brauche in jeder Gemeinde zwei bis drei Zugpferde, betont Andreas Frei. Ohne Engagement sei eine Zertifizierung schwierig, da der Aufwand, zumindest am Anfang, gross sei. Dabei geht es eben nicht nur um Energie- und Wassersparen, um die Vermeidung von Abfall oder darum, den Garten mit einheimischen Sträuchern zu bepflanzen.

Der «Grüne Güggel» verlangt von jeder Kirchgemeinde eigene Schöpfungsleitlinien. Diese beinhalten auch weltweite Anliegen: internationale Solidarität mit Unterdrückten, fairer Handel, umweltschonende Produktion oder artgerechte Tierhaltung. Diese Vorsätze seien sehr wichtig, betont die kirchliche Umweltmanagerin Gaby Zimmermann. Denn die Schöpfung befinde sich nicht nur hinter dem eigenen Gartenzaun.

Das Innere einer Kirche mit zahlreichen dunkelbraunen Kirchenbänken.
Legende: Die 800-plätzige Kirche ist schwierig zu heizen. Ein Grad mehr oder weniger hat grosse Auswirkungen auf die Heizkosten. Annina Mathis

Ein neues Heim für Fledermäuse

Konkret kann jede Kirchgemeinde bei sich selbst anfangen. Gaby Zimmermann erzählt, dass sie in ihrem Kirchturm in Romanshorn Nistkästen für Fledermäuse hingehängt habe. «Wir geben den Tieren wieder ein Zuhause, die früher hier bereits heimisch gewesen sind», sagt sie.

Einmal sei ein Turmfalke zu Besuch gekommen, Fledermäuse hingegen hätten sich bis jetzt noch nicht eingenistet. Dafür ist die Kompostanlage bereits in Betrieb. «All die Blätter, die jetzt von den Bäumen fallen, entsorgten wir früher in der Kehrichtverbrennungsanlage», sagt Gaby Zimmermann und fügt an: «Heute sparen wir damit nicht nur unsere Entsorgungskosten, wir schliessen auch den natürlichen Kreislauf wieder.»

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