Haben Sie noch ein Festnetztelefon? Dann ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass es heute seltener klingelt als noch von ein paar Jahren. Vielleicht ruft darauf nur noch Ihre Mutter an oder der Elektriker.
Mit Freunden läuft es vielleicht eher so, dass Sie sich eine SMS schreiben um den Zeitpunkt fürs nächste Treffen auszumachen oder rasch eine E-Mail verfassen und via Doodle zum Znacht einladen.
Viele Wege führen zu Kommunikation
Unsere Kommunikation hat sich verschriftlicht und sie ist asynchron geworden. Das heisst, wo früher zwei Menschen gleichzeitig an den Enden einer Kupferleitung sassen, schreiben und lesen wir heute Nachrichten wo und wann wir wollen.
Diese ständige Erreichbarkeit auf verschiedensten Kanälen mache uns einerseits frei, lege uns aber auch eine digitale Fessel an, sagt Christa Dürscheid, Professorin für deutsche Gegenwartssprache von der Universität Zürich: «Die Digitalisierung hat einiges vereinfacht. Aber sie macht auch vieles komplizierter. Wo früher entweder das Face-to-face Gespräch oder das Telefongespräch standen, gibt es jetzt einen bunten Strauss an Kommunikationsangeboten, aus dem ich eines wählen muss.»
Die Kommunikette
Dabei gilt: Nicht jede Kommunikationsform darf immer eingesetzt werden. Es gibt Regeln. Die Kunst, das richtige Kommunikationsmittel zu wählen, nennt Christa Dürscheid die «Kommunikette». Das ist sowas wie der Knigge der digitalen Kommunikation. «Die Kommunikette klärt, wann es erlaubt ist, auf ein Telefonat mit einer SMS zu antworten. Oder ob ich, wenn es eilt, zuerst anrufe und und dann per Mail nachdopple oder eher umgekehrt.»
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Dinge, für die es zwar im Internet Guidelines gibt, die aber schlussendlich jeder allein klären muss. Privat genauso wie geschäftlich. Allgemein gelten im Geschäftlichen recht strikte Regeln darüber, was man tun sollte und was nicht. Smileys sind ebenso verpönt wie Whatsapp-Nachrichten oder eine Kontaktaufnahme via Facebook, wobei auch diese eisernen Regeln allmählich nicht mehr allumfassend gelten.
Die Sprachnachricht als perfekte Zwischenform
Zum Hörer greift heute, wer auf direktes Feedback angewiesen ist. Denn was das Telefon allen anderen Kommunikationsmitteln noch immer voraus hat, ist, dass es sehr persönlich ist. Man kann die Stimme des anderen hören, man merkt, ob er weint, lacht, bedrückt ist. Man spürt den anderen.
«Gerade deshalb, weil das gesprochene Wort so wichtig ist, könnte ich mir vorstellen, dass es in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnt», sagt Christa Dürscheid, Professorin für deutsche Gegenwartssprache. «Allerding nicht als herkömmliches Telefongespräch, sondern in Form von Sprachnachrichten.»
Dürscheid vermutet, dass die eingesprochenen Monologe wichtiger werden, da sie die Vorteile des gesprochenen und des geschriebenen Wortes miteinander verbinden. Sie sind persönlich, man kann sie aber hören, wann man möchte, wenn nötig auch mehrmals.
Digital ist besser
Kommunikation ist heute und in Zukunft also zeitversetzt und funktioniert gleichzeitig auf verschiedensten Kanälen.
Dass in der Schweiz nun bis 2017 auch die Festnetztelefonie digitalisiert wird ist nur konsequent. Die Vorteile liegen auf der Hand: Digitales telefonieren ist günstiger und die Tonqualität ist besser, die Kontaktmöglichkeiten sind vielfältiger – auch wenn der Retrolook des Wählscheibentelefons manch einen wehmütig stimmen mag.
Unser Kommunikationsverhalten ändert sich schrittchenweise, bis sie plötzlich total verändert dasteht. Das wird auch in Zukunft nicht anders sein. Dass Menschen zueinander in Kontakt treten wollen und müssen, wird sich higegen so schnell nicht ändern. Ob das nun via Festnetz- oder Handyanruf, über Whatsapp, Mail oder SMS ist. Oder mit einer ganz neuen Technologie, von der wir heute noch gar nichts wissen.