Ohne viel Klamauk hat das Institut du Monde Arabe (IMA) in Paris am 30. November 2012 sein 25jähriges Bestehen gefeiert. Den meisten Parisern und Pariserinnen ist das vom Stararchitekten Jean Nouvel geschaffene Gebäude am östlichen Ende des Boulevard Saint-Germain bekannt. Mit seiner orientalisch angehauchten Fassade, auf der meist grossflächige Plakate das jeweilige Ausstellungsprogramm verkünden, gehört das IMA längst zum Stadtbild.
Doch mal ehrlich: Wie viele der Passanten haben schon einmal in diese Institution betreten und eine Veranstaltung oder eine Ausstellung besucht? Diese rhetorische Frage rührt auch 25 Jahre nach der Einweihung an den wunden Punkt. Was genau ist das Konzept des IMA und an wen richtet es sich?
Treffpunkt zwischen Europa und der arabischen Welt
Staatspräsident François Mitterrand, der sich in seinen zwei Amtsjahren von 1981 bis 1995 als grosser Bauherr («Pharao») betätigte, wollte ein zusätzliches Museum, das zum Treffpunkt zwischen Europa und der arabischen Welt, dem Abend- und dem Morgenland, werden sollte.
Dazu erlauben es Ausstellungsräume, einen Projektions- und Konferenzsaal und eine Bibliothek, reichhaltige Programme anzubieten. Da es sich um einen kulturellen Austausch und nicht zuletzt um eine Art Vitrine für die orientalischen Zivilisationen handelt, sollten die Staaten vom Maghreb bis zum Golf auch für einen Teil der Kosten aufkommen.
Das IMA am Rande der Pleite
Der mit einem Jahresbudget von 30 Millionen Euro aufwändige Unterhalt des IMA, das 140 Angestellte zählt, wird zu 60 Prozent von Frankreich und zu 40 Prozent von den 22 Staaten der Arabischen Liga bestritten. Im Prinzip wenigstens, in Wirklichkeit lassen sich die Geldgeber im Mittleren Osten mahnen und bitten.
Die Umwälzungen des «Arabischen Frühlings» haben ausserdem wichtige Geldgeber gestürzt, was die ohnehin defizitäre Finanzierung erst recht aus dem Lot gebracht hat. Mit einer Verschuldung von mehr 38 Millionen Euro steht das IMA am Rande der Pleite.
Schliessung ausser Diskussion
Für Frankreich kommt eine Schliessung wegen Konkurs jedoch nicht infrage. Das IMA ist für die Staatsführung in Paris sowohl Teil der der Aussen- und Handelspolitik mit den wichtigen arabischen Partnern, aber auch als kulturpolitisches Instrument der Integration eines Teils der Immigration gedacht. Doch bestand dafür wirklich eine Nachfrage? Das IMA hat es schwer in der Konkurrenz auf einem bereits reichlichen bestückten Museumsmarkt in der französischen Hauptstadt.
Nach dem Jubiläum soll ein neuer Chef dem IMA aus der Misere helfen und ihm neuen Schwung geben. Der ehemalige Kulturminister Jack Lang (73) war an seiner Gründung beteiligt und ist selber schon eine Institution. Er kommt jetzt ins Museum mit seinem internationalen Ruf als Erfinder von zahlreichen Kultur-Events. Seine Phantasie soll dem IMA die nötige Anziehungskraft geben. Zum Jubiläum steht «Tausend und eine Nacht» auf dem Programm, ein Märchen.