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Bild 1 von 6. In Camogli hat die traditionelle Fischfang-Methode überlebt. Bildquelle: Cristian Umili.
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Bild 2 von 6. Die Herstellung der Netze ist monatelange und teure Arbeit. Bildquelle: Cristian Umili.
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Bild 3 von 6. Die alte Tonnara produziert keinen Fischabfall, sie fangen nur, was sie brauchen. Bildquelle: Cristian Umili.
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Bild 4 von 6. Jungfische und solche ohne kommerziellen Wert kommen sofort wieder frei – das ist nachhaltig. Bildquelle: Cristian Umili.
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Bild 5 von 6. Die Fischer arbeiten nicht mit Nylonnetzen, sondern mit solchen aus Kokosfasern. Bildquelle: Cristian Umili.
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Bild 6 von 6. In Küstennähe von Camogli ziehen viele gut verkäufliche Fische vorbei. Bildquelle: Cristian Umili.
Sie ist das Gegenteil der industriellen Grossfischerei: La Tonnara. So nennen Fischer in Italien eine Fangmethode aus dem 17. Jahrhundert. Und sie funktioniert so: Die Fischer befestigen Netze von April bis September fix auf dem Meeresgrund. Die Fische schwimmen zuerst in eine Art Sammelraum und von dort in einen weiteren Raum, aus dem sie nicht mehr entrinnen.
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Tonnara, der Name verrät: Mit dieser Methode wurden über Jahrhunderte Thunfische gefangen, die früher nahe der Küste vorbeischwammen. Weil immer mehr Motorboote verkehrten, verlegten die Thunfische ihre Routen weiter ins Meer hinaus. Das war das Aus für die meisten Tonnara-Anlagen. Nicht so im Städtchen Camogli, in der Region Ligurien. «Hier hat die traditionelle Fischfang-Methode überlebt, weil in Küstennähe auch andere gut verkäufliche Fische vorbeiziehen», erklärt der Fischer Mario Mortola.
Selektives Fischen ohne Abfall
Gegenüber den modernen Fangtechniken hat die über dreihundertjährige Tonnara einen grossen Vorteil: Sie produziert keinen Fischabfall. «Die Tonnara ist eine selektive Fangmethode. Wenn wir die Netze schliessen, gucken wir genau, was für Fische wir gefangen haben», sagt Mortola. Jungfische oder Fische ohne kommerziellen Wert kämen sofort wieder frei.
Der Fischer spricht das grosse Problem der so genannten Rückwürfe an. Gemäss Schätzungen der EU wird ein Viertel der gefangenen Fische wieder tot ins Meer zurückgeworfen, weil sie nicht verkäuflich sind oder weil die Fischer die Fangquote erreicht haben. Das ist nicht nur eine Verschwendung des wertvollen Nahrungsmittels Fisch, sondern bereitet auch Biologen Sorgen. Die toten Tiere sind eine zu leichte Beute für grössere Fische, deren Bestand damit übermässig wächst. Die Rückwürfe zerstören das Gleichgewicht im Ökosystem Meer.
Nachhaltig, aber teuer
So nachhaltig die Tonnara im Fischfang ist, so aufwendig und teuer ist der Betrieb. Dreimal am Tag sind zwölf Fischer im Einsatz, um von Booten aus die erwünschten Tiere aus dem Wasser zu holen. Ausserdem arbeiten Mario Mortola und seine Kollegen nicht mit Nylonnetzen, sondern mit solchen aus Kokosfasern. Die Fische erkennen diese weniger leicht als Nylonnetze.
Doch Kokosnetze halten nur begrenzt. Wenn im September die sechsmonatige Tonnara-Saison zu Ende geht, lassen die Fischer die Netze auf den Meeresgrund sinken. Sie bieten da einen exzellenten Lebensraum für die Unterwasserwelt und verrotten nach und nach. Fischer Mortola: «Jeden Winter kaufen wir in Indien neue Kokosfasern und verarbeiten sie in monatelanger Arbeit zu Netzen.» Noch bevor die Fischsaison beginnt, haben die Fischer von Camogli mehrere zehntausend Euro ausgegeben.
Fehlendes Bekenntnis der Politik
Die UNO-Welternährungsorganisation FAO hat die Bedeutung der traditionellen Fischfangmethoden erkannt und unterstützt sie mit einem Projekt. Um kleinen Fischern und ihrem althergebrachten Fischfang eine Chance zu geben, bräuchte es aber ein deutliches Zeichen der Politik. Diese, so kritisieren Umweltaktivisten, verfolge nach wie vor zu sehr die Interessen der Fischindustrie.