Im Fokus der Ausstellung stehen zwei verschiedene Beispiele von 50er-Jahre- Bauten in den Alpen: bislang praktisch unbekannte Wohnhäuser in der Leventina im Tessin und die legendäre Hotelanlage auf dem Bürgenstock.
Ein Stück Amerika für den Bürgenstock
Fritz Frey hatte einen Traum: Das Hotelresort auf dem Bürgenstock zu neuer Blüte führen. 1953 hatte Frey das Hotel von seinem verstorbenen Vater übernommen und war eben von einer Reise in den USA zurückgekehrt – mit vielen Ideen, wie er die Hotelanlage modernisieren und auffrischen wollte.
Sogleich ging er ans Werk – zusammen mit mehreren Luzerner Architekten. Die Ausstellung im Dachstock des Salzmagazins zeichnet den Entstehungsprozess dieser Auffrischung nach mit alten Bauplänen und Fotos der Bauarbeiten.
Zu den bestehenden Hotelgebäuden kamen unter anderem ein nierenförmiger Swimmingpool, eine Unterwasserbar und ein elegantes, kreisförmiges Garderobengebäude dazu. In der weitläufigen Anlage auf dem Berg oberhalb Luzern gab es nun Modeschauen, Apéros und Konzerte. Der Bürgenstock sollte wieder zum Anziehungspunkt des Jet Sets werden.
Audrey Hepburn und Sophia Loren kamen
Fritz Freys Pläne gingen auf, erzählt der Kurator der Ausstellung, Marcel Just: Mit diesen 50er-Jahre-Bauten, die über die ganze Anlage gestreut waren, habe er sicher den Grundstein gelegt, dass Amerikaner gerne in die Schweiz kamen.
Die Blüte in den 60er-Jahren sei die Zeit mit Audrey Hepburn und Sophia Loren gewesen: «Der Bürgenstock war so etwas wie die Sommeranlage. Das was St. Moritz im Winter war, war der Bürgenstock im Sommer. Das war «Number One in Switzerland.» 1954 reiste Audrey Hepburn gar auf den Bürgenstock, um dort zu heiraten.
Seepferde und Meerjungfrauen
Die Ausstellung vermittelt einen Einblick in diese Jet-Set Welt und den Aufwand, den Hotelier Fritz Frey betrieben hat, um den Bürgenstock in ein mondänes Hotel zu verwandeln. Mitten im Ausstellungsraum steht eine Pool-Liege, wie sie damals vielleicht auch Sophia Loren benutzt hat, hergestellt in den 1950er-Jahren in der eigenen Schreinerei des Bürgenstock.
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An den Wänden im Treppenhaus des Museums hängen aus Blech geformte Wassertiere, Seepferde und Meerjungfrauen: die Dekoration der legendären Unterwasserbar.
Dass die gefunden wurde, sei reiner Zufall, sagt Kurator Marcel Just: «Die ganze Dekoration der Unterwasserbar ist in einem Kindergarten wieder aufgetaucht, neu bemalt und irgendjemand hat sie dann zurückgebracht zum Bürgenstock. So ist sie dann bei uns gelandet.»
Vom Bürgenstock in die Levantina
Im zweiten Teil der Ausstellung geht's um weitgehend unbekannte Bauten: Im Fokus stehen mehrere Wohnhäuser aus den 1950er-Jahren, die in Ambri in der Leventina stehen, dieser kargen und ländlichen Gegend im Nord-Tessin.
Bis heute sind sie in Architekturkreisen weitgehend unbekannt geblieben. Gebaut haben sie die Brüder Aldo und Albero Guscetti, ein Architekt und ein Ingenieur aus Ambri. In den 1950er-Jahren liessen sich die jungen Brüder von den amerikanischen Bauten in Architektur-Zeitschriften inspirieren und gingen ans Werk.
«Die haben alles ausprobiert, das ist erfrischend»
Mit bemerkenswertem Resultat, findet Kurator Marcel Just: Sie entwarfen eine «lockere Architektur, nicht einfach alles quadratisch hingestellt.» In ihren Bauten konzipierten die Guscettis «viele Niveauunterschiede, ausgedrehte Baukörper, überhängende Baukörper. Die haben alles ausprobiert, was man ausprobieren will, wenn man jung ist. Und das ist erfrischend.»
Das sei auch die Verbindung zwischen diesen gänzlich unterschiedlichen Beispielen für Bauten aus den 1950er Jahren: Wie die Architektur die Aufbruchstimmung und den Optimismus der Nachkriegsjahre verkörpert – inspiriert vom frischen Wind, der aus Amerika herüberwehte.
Die Ausstellung in der Salzmine ist klein, aber sehenswert. Es gibt die erstaunlichen Ideen der Brüder Guscetti zu entdecken. Und ein Jahr vor der grossen Neu-Eröffnung der Hotelanlage auf dem Bürgenstock, die derzeit zum Luxus-Resort umgebaut wird, ermöglicht die Ausstellung einen spannenden Blick zurück auf die letzte Blütezeit.
Sendung: Kultur Aktuell, 13.9.2016 um 17.06 Uhr auf Radio SRF 2 Kultur