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Die Kirche St. Georg von innen.
Legende: Fresken im Innenraum von St. Georg, der ehemaligen Kirche des Jesuiten-Klosters im bayrischen Amberg. Wikimedia / Matthias Süß

Gesellschaft & Religion Monita Secreta – eine Fälschung wird 400 Jahre alt

Der Jesuitenorden ist die grösste männliche Ordensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche. Seit ihrer Gründung hatten die Jesuiten mit Vorurteilen zu kämpfen. Ein Grund dafür waren die Instruktionen der «Monita Secreta», die vor 400 Jahren gezielt Unwahrheiten über den Orden verbreiteten.

Sie lügen, betrügen und klauen reichen Witwen das Geld aus der Tasche: Diese und weitere unlautere Absichten – und sogar kriminelle Methoden – wurden 1614 mit den «Monita Secreta» über die Jesuiten verbreitet. Diese «geheimen Instruktionen» seien von einem Jesuitengeneral höchstpersönlich als Moralschreiben in Umlauf gekommen, hiess es damals.

Gleich nach der Veröffentlichung der «Monita Secreta» wurden die geheimen Instruktionen als Fälschung entlarvt. Der damalige Erzbischof von Krakau identifizierte einen frustrierten Ex-Jesuiten als Autoren: Jerome Zahorowski habe das Pamphlet aus Rache verfasst und verbreitet.

Doch die Richtigstellung nutzte nichts mehr: Einmal in der Welt geisterten die – nun nicht mehr so geheimen – Geheiminstruktionen weiter durch die Geschichte.

Kampfschrift gegen die Jesuiten

Eine grosse Kirche in Rom.
Legende: Il Gesù in Rom, Mutterkirche des Jesuitenordens. Wikipedia / Chirho

Die Schrift wurde immer wieder herangezogen, um die Jesuiten «von Staats wegen» loszuwerden, was oft geschah, unter anderem in Südamerika. Dort machten sich die Jesuiten unbeliebt, weil sie für Sklavenbildung und für die Freiheit der Ureinwohner eintraten. Auch in Europa wurde der internationale Orden immer wieder verboten und verfolgt. Die «Monita Secreta» bildeten dafür die ideologische Grundlage und Stoff für allerlei Verschwörungstheorien – bis heute.

Die «Monita Secreta» sind äusserst wirkmächtige Fälschungen, vielleicht zu vergleichen mit den Protokollen der Weisen von Zion, die immer noch unter Rechtsradikalen zirkulieren. Die Protokolle der Weisen geben vor, Dokumente eines geheimen Treffens von jüdischen Weltverschwörern zu sein. 1921 hatte die Londoner Times die Texte als Fälschung entlarvt.

Aufklärungsversuche scheiterten

Selbst als prominente Jesuitengegner im 17. Jahrhundert und seriöse Historiker im 19. Jahrhundert die Schrift als eindeutig unecht erkannten, blieb doch immer etwas hängen an den «Schlauen Jungs». So werden Jesuiten nicht umsonst genannt, in der «Ausdeutschung» ihres Kürzels SJ, das eigentlich für Societas Jesu steht. Dieser Übername sagt etwas über die Rolle aus, die die Jesuiten in der Kirche spielen: In der Regel haben Jesuiten zwei abgeschlossene Hochschulstudiengänge und sind als Wissenschaftler tätig.

Übrigens: Die angeblich geheime Anweisung «Seid klug wie die Schlangen» hat kein Jesuitengeneral formuliert, sondern Jesus im Matthäusevangelium (10,16).

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