Griechenland musste harte Sparmassnahmen treffen, um die sogenannten Hilfspakete zu bekommen. Das hat auch den Kulturbereich des Landes getroffen. Zwar ist Anfang 2015 laut einer Studie des griechischen Statistikinstituts die Anzahl der Museumsbesucher gestiegen – doch durch die politisch und finanziell instabile Lage der letzten Monate ist die Besucherzahl wohl wieder zurückgegangen.
Warten auf das Geld
«Die Krise wird uns zum Verhängnis», so Katerina Koskina, Direktorin des Museums für Zeitgenössische Kunst Athen. Die geplante Eröffnung neuer Ausstellungsräume sei durch die Krise verhindert, sagt sie. Um auf lange Sicht Miete zu sparen, wurde der Wiederaufbau eines knapp 19‘000 Quadratmeter grossen historischen Gebäudes im Zentrum Athens veranlasst.
Die Bauarbeiten wurden durch das EU-Förderprogramm ESPA finanziert und sollen durch einen Zuschuss der gemeinnützigen Stiftung Stavros Niarchos fertiggestellt werden. Die Eröffnung ist für Ende 2015 geplant – doch das Geld für den Betrieb des Museums fehlt. Bevor die Finanzierung nicht gesichert ist, können die internationalen Kunstwerke nicht einziehen.
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400‘000 Euro bekommt das Museum an staatlichen Gelder pro Jahr. Davon werden 380‘000 Euro für die Gehälter der Angestellten verwendet. «Dann bleiben noch 20‘000 Euro für den Betrieb – das funktioniert nicht», seufzt Koskina. Die Löhne wurden bereits gesenkt, man könne nicht noch weiter einsparen – Familien hängen davon ab. Dazu kommt: Die zweite Jahresrate von 10‘000 Euro werde nicht ausbezahlt, da in Zeiten der Kapitalkontrolle alles stagniere. «Wir haben dieselben Probleme, wie das ganze Land. Alle sind von der Krise betroffen», so Koskina.
Museen ohne staatliche Hilfe?
Die neuen Ausstellungsräume, Cafeteria, Restaurant, Kinderspielecke mit bunten Tischen und Stühlen, Konferenzräume, die Kunstwerke – alles ist vorhanden, nur das Geld, um das Museum am Laufen zu halten, fehlt. Mindestens 100 Angestellte bräuchte es dafür – Gehälter, die das Museum mit der jetzigen staatlichen Subventionierung nicht aufbringen kann.
Aber erstmals geht es um Basales: Es gäbe Tage, an denen sie nicht mal mehr Druckerpapier oder Druckertinte hätten, so Koskina. Wenn es mit staatlicher Unterstützung nicht vorangeht, möchte die Direktorin das Museum für Zeitgenössische Kunst mit Crowdfunding und weiteren staatlich unabhängigen Ideen dennoch zum Laufen bringen.
Eigenständiger Betrieb
Das Museum Acropolis hat das für sich geschafft. Es ist eines der grössten Attraktionen in Athen. Im Jahr 2009 eröffnete das Museum, «in dem Jahr, als die Krise anfing», so Direktor Dimitrios Pandelmalis. «Wir mussten uns deshalb von Anfang an mit der Krise konfrontieren», betont er.
Das Museum arbeite eigenständig. Es habe vom Staat die Erlaubnis bekommen, die Einnahmen von Eintritt, Museumsshop und Cafeteria zu behalten. Davon werden Personal, Verwaltung sowie Betriebskosten bezahlt. «Natürlich ist es knapp, aber es funktioniert», so Pandelmalis.
Mit viel Energie kämpfen die Kulturschaffenden der Museen Griechenlands mit Geldnöten, suchen nach alternativen Lösungen – und werden in Richtung Neoliberalismus gedrängt. Ob das auf lange Sicht gesund ist, ist fraglich.