Wer sie nicht kennt – weil Nicht-Zugreisender – verpasst ein Stück Schweiz. Zugkondukteure sind Klischee und Realität zugleich. Das kann durch folgende Punkte belegt werden.
Die hohe Kunst des Billettknipsens
- Sie kommen immer vorbei. Egal auf welcher Strecke, Ausnahme Nahverkehr.
- Man kann sich auf sie verlassen. Sie wissen Bescheid, jederzeit und über alles.
- Ihre Kleider sitzen perfekt. Oft mit einer kleinen persönlichen Note. Und den SBB-eigenen Seemannsgang im schwankenden Zug, wenn er denn mal über Weichen schaukelt, den beherrschen sie alle.
- Das Gesicht meist offen und zugewandt. Alles Menschen mit Stolz und Berufsehre!
- könnte man diese Liste fast endlos fortführen, bis hinein ins letzte kleine Detail. Zum Beispiel die hohe Kunst der Billettknipsens. Hat mir mal einer erklärt – Hinfahrt, Rückfahrt, Umsteigen: Jeder Knips hat seinen Platz auf dem Papier. Ein interner Code. Praktisch. Und damit nochmals gut schweizerisch.
Branding ist alles
Branding. Branding ist immer wichtig. Und deshalb heissen Kondukteure längst nicht mehr Kondukteure sondern «Reisezugbegleiter». Und das trifft's. Sie sind Begleiter, geben das Gefühl von Sicherheit, erklären, ja entschuldigen sich auch mal für eine Verspätung. Noch sind sie Begleiter. Denn: wer weiss, wie lange es sie noch gibt.
Weniger Menschen, mehr automatisieren
Auch die SBB gehen mit der Zeit. Und die Zeit schreibt vor: weniger Menschen, mehr automatisieren, mehr digitalisieren. Das papierlose Billett ist auf dem Vormarsch, ebenso die elektronische Erfassung beim Ein- und Aussteigen.
Fortschritt! Auf diese Weise brechen ganze Berufsstände weg. Geniessen wir die Eleganz in den Zügen unserer Bahnen, solange es sie noch gibt.
Weitere Beiträge der Sommerserie «Eleganz»:
Sommerserie: Eleganz
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 20. Juli 2016, 7.20 Uhr