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Papst Franziskus steht auf dem Petersplatz und winkt.
Legende: «Baue meine Kirche wieder auf»: Papst Franziskus versucht, die römisch-katholische Weltkirche aus der Krise zu führen. Reuters

Gesellschaft & Religion Nächstes Jahr wird er 80 – und hat noch verdammt viel vor

Der Katholika-Spezialist Daniel Deckers hat eine eindrückliche Biografie eines eindrücklichen Papstes verfasst: «Papst Franziskus wider die Trägheit des Herzens». Die 350 Seiten über 24 Monate Amtszeit zeigen: Selten hat ein Papst so ein Tempo hingelegt, um die Kirche aus der Krise zu führen.

Alles begann auf einem Balkon. Oder besser gesagt, der Benediktionsloggia des Petersdoms. Der neue Papst präsentierte sich mit einem schlichten «buonasera». Kein «Gelobt sei Jesus Christus», schlicht ein «buonasera». Und dann kam ein «Jetzt beginnen wir unseren Weg – gemeinsam».

Schlichte Stiefel, schlichte Gewänder, klare Worte

Von der ersten Minute seines Pontifikats an macht der Argentinier Bergoglio – dieser Papst vom Ende der Welt – vieles anders als sein professoraler Vorgänger Benedikt. Der Mann aus Bayern trat gerne mit breiter Stola, purpurfarbener Mozetta und roten Schuhen auf und wägte jedes seiner Worte wohl.

Buchhinweis

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Daniel Deckers: «Papst Franziskus. Wider die Trägheit des Herzens.» CH Beck Verlag, 2015.

Der Nachfolger aus Buenos Aires trägt am liebsten schlichte Stiefel und schlichte Gewänder, er wohnt schlicht und er sagt schlicht und einfach seine Meinung. Frei heraus.

Er gab sich als erster Papst den Namen Franziskus und nimmt sich den Heiligen aus Assisi zum Vorbild, der sein Leben als wohlhabender Kaufmannssohn eintauschte gegen das bessere Leben eines Armen. Bald nach seiner Wahl rief der neue Papst auf dem Weltjugendtag das Franziskus-Wort aus: «Baue meine Kirche wieder auf.»

Der Weg aus der Krise

Und seit 24 Monaten baut Franziskus. Der Katholika-Spezialist der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», Daniel Deckers, hat nun eine eindrückliche Biografie über den eindrücklichen Papst verfasst und sie «Papst Franziskus wider die Trägheit des Herzens» genannt.

Das hervorragend geschriebene Buch zeigt nicht nur den ungewöhnlichen Weg Bergoglios vom Jesuiten-Provinzial in Argentinien zum Pontifex der Überraschungen in Rom auf. Es beschreibt auch sehr detailliert, wie Franziskus die römisch-katholische Weltkirche aus der Krise zu führen sucht.

Gegen den spirituellen Alzheimer in der Kurie

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Da stimmte vieles nicht mit den Finanzen, da war jede Menge Korruption, und da waren die Folgen der Missbrauchsaffäre. Gegen Korruption und Misswirtschaft ist Franziskus energisch vorgegangen, und auch dem von ihm provokativ so genannten spirituellen Alzheimer in der Kurie rückt er zu Leibe. Zudem hat Franziskus Schluss gemacht mit der Übermacht der Italiener in der Kurie, er erneuert sie gewissermassen von der Peripherie her.

Gegenüber dem alten Europa ist der Papst eher skeptisch, im Gegensatz zu Benedikt setzt er eher auf Lateinamerika oder Asien. «Wider die Trägheit der Herzen» hat der Papst auch die Synode über Ehe und Familie einberufen, in der die Kirchenoberen gezwungen sind über Dinge zu reden, über die sie sonst lieber schweigen.

350 Seiten über 24 Monate Amtszeit

Aus Deckers Biografie geht aber auch deutlich hervor, dass der argentinische Papst in Familienfragen persönlich sehr konservativ ist. Aber er sucht das Gespräch darüber. Wie überhaupt Franziskus ein Papst der starken und oft auch amüsanten Worte ist.

Franziskus ist erst 24 Monate im Amt. Aber gut 350 Seiten umfasst diese Papst-Biografie. Er hat viel angestossen – und so viel Bewegung in so kurzer Zeit macht schwindlig, schreibt Deckers. Und doch ist es gut, dass Franziskus dieses Tempo vorlegt. Im nächsten Jahr wird er 80 – und er hat noch verdammt viel vor.

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