Der iranische Autor Mahmud Doulatabadi wartet seit zehn Jahren auf die Genehmigung seines Romans. Ein Schauspieler erklärte kürzlich das einst so vielgerühmte Filmschaffen des Landes für tot. Künstler werden eingesperrt, erhalten Berufsverbote, flüchten ins Ausland. Unter der Macht des ehemaligen Präsidenten Ahmadinedschad ist die Zensurbehörde im Iran derart mächtig geworden, dass sie ein Eigenleben entwickelte: Selbst Ahmadinedschad kritisierte sie in einem Falle.
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Diese Kulturwüste beschrieb der iranische Intellektuelle und Autor Bahman Nirumand kürzlich in einem Artikel in der deutschen Taz. Im Interview mit SRF Kultur führt er aus: «Das Schlimme war, dass die Regierung die Autoren, die Verleger, die Journalisten zur Selbstzensur gezwungen hat», sagte Nirumand.
Lähmende Selbstzensur
«Die Selbstzensur ist wie eine Seuche, die die gesamte Kultur Irans heimgesucht hat.» Künstlerinnen und Künstler im Iran müssen «problematische Stellen» in ihren Werke schon streichen, bevor sie Arbeiten der Zensurbehörde vorlegen. Tun sie das nicht, drohen Sanktionen.
Nach der Wahl des neuen Präsidenten des Landes, Hassan Rohani, zeigen sich Künstlerinnen, Schriftsteller und andere Kulturschaffende vorsichtig hoffnungsvoll. Bereits im Wahlkampf hatte er versprochen, dass er die Kultur von der Repression der Politik retten wolle. «Alle hoffen, dass es jetzt mit Rohani eine Änderung gibt», sagt Nirumand.
Reformen angekündigt
Eine Änderung wurde bereits vorgeschlagen. Der Vorsteher der Kulturbehörde, Ali Jannati, hatte in einem Interview erklärt, dass die Zensur vor der Veröffentlichung abgeschafft werden solle. So müssten Künstlerinnen und Künstler ihre Werke nicht mehr vor der Veröffentlichung absegnen lassen.
«Allerdings kann sich die Zensurbehörde nach der Veröffentlichung einschalten», sagt Nirumand. «Jannati hat gesagt, dass es keine grenzenlose Freiheit geben werde. Wir leben in einem islamischen Staat, und da gibt es bestimmte Normen, sagte er.»
Vergangenes Scheitern
Doch mindestens so gross wie die Hoffnung ist die Skepsis. Denn Versprechen gab es bereits in den Neunziger-Jahren, als Mohammad Khatami an die Macht kam. «Er hatte ähnliche Ziele, doch er ist gescheitert», sagt Nirumand.
Auch Rohani müsse gegen starke Mächte kämpfen. Er führte den Revolutionsführer an, die Geheimdienste und den Wächterrat – konservative Kräfte, die den Maulkorb für die Kultur nicht aufgeben wollen. «Man wird Rohani Steine in den Weg legen.»
Neue Hoffnung kommt jedoch durch die veränderte Situation, in der sich der Iran fast zwei Jahrzehnte später findet. «Die Isolierung begünstigt Rohanis Pläne. Ich muss auch sagen, dass Rohani sehr viel selbstbewusster auftritt, als damals Khatami.» Damit Irans Kultur zu ihrer alten Blüte findet, bleibt viel Arbeit. «Aber die Hoffnung gebe ich nicht auf.»