Pfarrer Jaroslaw Duda bietet in seiner Pfarrei in Bülach einen eigenwilligen Ehe-Service an: Für Ehen, die mit seinem Segen geschlossen werden, gibt er eine Garantie, dass sie mindestens 15 Jahre halten – inklusive Zertifikat. Die Bedingung: Jedes Paar, das er traut, muss einmal im Jahr zum «Service» in seine Ehe-Garage kommen. In Gesprächen und Spielen sollen die Paare da die Defizite ihrer Beziehung erkennen und Gegensteuer geben.
Eine Garage für die Ehe
Eine Eheberatung, wie sie so im Katechismus nicht vorgesehen ist. Aber diesem durchaus nicht widerspricht. Die Ehe-Garage unterscheidet sich vom riesigen Markt der psychologischen Paarberatungen, nicht nur in spirituellen Belangen. Pfarrer Duda dazu: «Zum Therapeuten gehen Paare erst, wenn es schon schlecht steht um die Beziehung. Bei uns planen wir alles gemeinsam mit den Paaren: die Hochzeitsliturgie ebenso wie die regelmässigen Treffen danach. Unser Angebot ist eine Prophylaxe.»
Jaroslaw Duda ist Mathematiker und Theologe, gebürtiger Pole, seit 1998 in der Schweiz, seit sieben Jahren Pfarrer in Bülach. Er hat es mit seinem unkonventionellen Angebot zu Ansehen gebracht: Die Schweizer Illustrierte nannte ihn «Gottes Garagist», die Süddeutsche sprach vom «Ehe-TÜV». Ob die Garantie wirklich 15 Jahre hält, muss sich erst beweisen. Seine Garage ist seit 8 Jahren in Betrieb, aber es gibt Hoffnung: Noch keines der von ihm getrauten Paare ist geschieden.
Gutschein für Zweisamkeit
Dass die wachsenden Scheidungsraten das Ehegelübde «bis dass der Tod Euch scheidet» untergraben, ist heute nichts Neues mehr. Und dass moderne Christen ihre Beziehungen anders leben, auch nicht. Als Pfarrer Duda damals mit seiner Eheberatung begann, war er seiner Zeit voraus.
Derzeit rückt die Ehe wieder ins Zentrum der kirchlichen Aufmerksamkeit. In den Pfarreien wie auch online sind Ehevorbereitungskurse im Angebot. Die reformierte Kirche Aargau schenkt jedem von ihr getrauten Paar einen Gutschein namens «Zweisamkeit feiern» für «kulturelle, kulinarische und beziehungsbelebende Angebote» . Die Ehe, so scheint es, braucht kirchliche Unterstützung und neue Impulse.
Auch der Vatikan will es unterdessen genauer wissen: Papst Franziskus hat eine weltweite Befragung lanciert, welche die Befindlichkeit des Katholikenvolkes in Sachen Ehe und Familie ergründen soll. In der Schweiz ist die Umfrage mit über 23'000 Einsendungen auf grosses Echo gestossen. Noch liegen keine Resultate vor.
Verschränkte Arme
Einmal mehr war das Bistum Chur schneller. Es hat eine separate Umfrage realisiert und bereits ausgewertet. Die Bistumsleitung hat dabei einen Mangel an Glaubenswissen in Sachen Ehe festgestellt.
Die Kirche habe in der Verkündigung versagt, lautet das Verdikt. Bischof Huonder möchte für heiratswillige Katholiken Ehevorbereitungskurse zur Pflicht machen. Und wer in einer «irregulären Situation» lebt – und damit sind auch homosexuelle Paare und wiederverheiratete Geschiedene gemeint – soll gesegnet werden, nicht aber die Kommunion empfangen dürfen. Mit verschränkten Armen sollen sie dies in der Messe signalisieren – man würde solches gerne einmal beobachten.
Die «Regeln des Vereins»
Unterstützung erhält das Bistum Chur von unerwarteter Seite: In einer Replik schreibt der Tagesanzeiger-Redaktor René Lenzin, Bischof Huonder tue nichts anderes als die «Statuten des Vereins namens katholische Kirche in Erinnerung (zu) rufen». Als Atheist geht der Autor einig mit der Forderung aus Chur: «Wer in der Kirche heiraten will, soll sich an die Regeln dieser Kirche halten.»
Pfarrer Duda hingegen pflegt eine offene Vorstellung von Kirche. Auch reformierte Paare kommen zu ihm in die Beratung. «Ich frage nicht, ob Ratsuchende katholisch sind oder nicht. Und mich interessiert nicht, wie oft jemand in der Kirche war. Es geht um die Beziehung.» Er kann sich nicht vorstellen, jemandem die Kommunion zu verweigern: «Ich würde nie jemandem verbieten, die Kommunion anzunehmen. Die Kommunion ist ein Angebot von Jesus, nicht von der Kirche.»
Was tun, wenn die kirchliche Trauung von einst nicht hält? Die wenigsten Gläubigen werden sich damit zufrieden geben, mit verschränkten Armen in der Messe stehen.