- Sicherheitskontrollen gehören in Paris zum Alltag beim Besuch von Kulturinstitutionen
- Weniger Besucher in Pariser Museen: Im ersten Halbjahr 2016 verzeichnete beispielsweise der Louvre 20 Prozent weniger Eintritte.
- Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat ein Werbevideo in Auftrag gegeben, das die Touristen wieder nach Paris locken soll.
Besuch im Hochsicherheits-Louvre
Die gläserne Pyramide, die das riesige Foyer des Louvre überdacht, gibt den Blick frei auf den wolkenverhangenen Himmel über Paris. Das ideale Wetter für den Besuch im Louvre.
Doch bevor die Museumsbesucher in die Ausstellungsräume dürfen, wird kontrolliert. Geduldig legen sie ihre Taschen und Rucksäcke auf das leise surrende Band einer Scan-Anlage.
Soldaten patrouillieren im Museum
Anti-Terror-Kontrollen gehören längst zum Museumsalltag. Die Besucher seien eher froh darüber, fühlten sich beschützt, erzählen zwei Sicherheitsleute, die vor den Schaltern Wache halten.
Über die Einkaufspassage unter dem Carrousel du Louvre wachen private Security-Leute. Ausserdem patrouillieren französische Soldaten um und im Museum.
Seit Charlie Hebdo schrumpfen die Besucherzahlen
Trotzdem leidet der Louvre unter massivem Besucherschwund. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind die Besucherzahlen um 20 Prozent zurückgegangen. Chinesen, Amerikaner, Japaner oder auch Europäer meiden Paris aus Angst vor neuen Terroranschlägen.
Die Feriensaison sei schlecht wie nie, klagt ein Ticketverkäufer hinter seinem Tresen. Normalerweise stünden die Leute um diese Zeit Schlange, um Eintrittskarten für das Museum zu kaufen. Er zuckt müde die Schultern: «In diesem Jahr ist es ein einziges Trauerspiel».
Ein Ende der Durststrecke ist nicht in Sicht
Miserable Besucherzahlen melden auch das Pariser Centre Pompidou, das Picasso Museum und das Musée d'Orsay. Wie der Louvre sind auch sie auf ausländische Touristen angewiesen. Sie machen den Grossteil der Besucher aller grossen Pariser Museen aus.
Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Touristen zurückkehren. Im Gegenteil: Mitte Juli hat das blutige Attentat in Nizza weltweit für neue negative Schlagzeilen gesorgt. Auch der versuchte Anschlag Anfang September, ganz in der Nähe des Touristenmagnets Notre Dame, hat neue Ängste geschürt.
Das Rathaus will in die Offensive gehen
Die desaströse Imageschäden will das Pariser Rathaus nicht länger tatenlos hinnehmen. Auf einer Pressekonferenz stellte Bürgermeisterin Anne Hidalgo der Presse ihre Geheimwaffe vor: Ein zweieinhalbminütiger Paris-Clip von Jalil Lespert.
Der französische Regisseur – bekannt für seinen Kinofilm «Yves Saint Laurent» – habe mit «künstlerischem Genie» die Seele der Stadt eingefangen, so das vollmundige Lob der Bürgermeisterin.
Via Facebook und Co, prophezeit die Politikerin, werde der Spot vom Terror verprellte Paris-Touristen in Scharen zurückerobern.
Ein Klischee-Potpourri in HD
Für Regisseur Lespert, der selbst in Paris lebt, ist das Imagevideo ein Herzensanliegen. Er habe das wahre Paris gefilmt, das mit den trügerischen Bildern aus den Nachrichtenredaktionen wenig zu tun habe: «Eine lebendiges Paris, das atmet und sich jeden Tag neu erfindet». Die Pariser lebten hier eher glücklich – trotz Terrorgefahr.
Zum Ende der Pressekonferenz wird der hochgelobte Paris-Clip schliesslich gezeigt. Banale Popmusik ertönt, dazu hochauflösende Bilder von turtelnden, jungen Pärchen vor dem Eiffelturm und klassischen Tänzern auf der Bühne der Oper Garniers. Ein Pariser Chefkoch zeigt sich in seiner blitzenden Restaurant-Küche. Und natürlich Bilder vom Laufsteg einer Fashionshow.
Ein bisschen mehr Kreativität hätte man aus Paris trotz gedrückter Stimmung erwarten können. Das Potpourri hohler Paris-Klischees taugt womöglich nicht einmal, um Terrorangst-resistente Touristen in die französische Hauptstadt zu locken.
Sendung: Kultur Aktuell, 28. September 2016, 7.20 Uhr.