Wenn irgendwo auf der Welt etwas Wichtiges passiert, geht es heute meist nur Minuten, ja zum Teil Sekunden, bis auf Redaktionen rund um den Globus eine Meldung der Nachrichtenagentur auf den Bildschirmen erscheint. Häufig stammt diese Meldung von Reuters.
Doch 1850, als der Deutsche Paul Julius Reuter die Agentur Reuters gründete, war die Welt noch eine andere. Es war die Zeit vor dem Telefon, dem Auto, der Elektrifizierung. Es war die Zeit der Postkutschen.
Postkutschen und Brieftauben
Eine Postkutsche schaffte zu jener Zeit immerhin schon etwa 100 Kilometer. Pro Tag. Reuter war das zu langsam. Er hatte eine zündende Idee und startete einen Brieftaubendienst.
Reuters Tauben transportierten Nachrichten zwischen Aachen und Brüssel. Sie verkürzten so die Zeit für die Nachrichtenübermittlung auf der wichtigen Achse Berlin–Paris. Reuter hatte dadurch viel schneller Zugriff auf Nachrichten der Pariser Börse. Zur gleichen Zeit feierte die Telegrafentechnik in Deutschland ihren Durchbruch. So stellte Reuter bereits ein Jahr später, 1851, von Tauben auf Telegrafen um.
Nachrichten von Bord
Auch in Grossbritannien begann Reuter aktiv zu werden. Er fand einen Weg, die Nachrichtenübermittlung zwischen New York und London zu beschleunigen. Reuter richtete eine Telegrafenverbindung zwischen London und der Hafenstadt Cork in Irland ein.
Die aus Amerika eintreffenden Schiffe mussten nur noch vor Cork Kanister mit Nachrichten von Bord werfen. Diese Nachrichten wurden dann aus dem Wasser gefischt und nach London telegrafiert. So kamen sie lange vor den Schiffen in London an.
Reuters wächst
Paul Julius Reuter vergrösserte seine Agentur ständig. Er stationierte in vielen Städten der Welt eigene Korrespondenten. Diese telegrafierten Nachrichten von überall her. Seine Aktiengesellschaft «Reuters Telegraphic Comp. Incorporated» verfügte so nach kurzer Zeit über ein Nachrichtenmonopol.
Noch heute existiert die Nachrichtenagentur Reuters. Sie hat zwar kein Monopol mehr, ist aber auch heute noch oft die erste, die über ein wichtiges Ereignis berichtet.