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Netzaktivist Ethan Zuckerman spricht an der re:publica 2015.
Legende: Netzaktivist Ethan Zuckerman sinniert über die Glaubwürdigkeit sozialer Netzwerke. Imago

Gesellschaft & Religion re:publica: Ist das Klassenreffen der Internetaktivisten obsolet?

Internetaktivisten, Blogger und netzaffine Politiker sprechen diese Tage an der re:publica über alles, was irgendwie mit dem Internet zu tun hat. Die Resonanz ist riesig – insbesondere auf Twitter. Doch für viele User ist klar: Die einst so wichtige Konferenz hat ihren Zenit überschritten.

re:publica, das sind Katzenbilder, Onlinepornos oder das laufende Verfahren gegen Google – alles Dinge, die das Internet derzeit beschäftigt und darum am Treffen in Berlin fleissig diskutiert werden.

Sind soziale Netzwerke glaubwürdiger als das Fernsehen?

Sämtliche Reden werden live gestreamt und zeitgleich auf Twitter diskutiert. Etwa dann, wenn der bekannte amerikanische Netzaktivist Ethan Zuckerman über die Glaubwürdigkeit sozialer Netzwerke sinniert: «Leute vertrauen ihren Freunden – denen, die ihnen am nächsten sind.» Die Information, die von solchen Menschen kommt, werde als glaubwürdig bewertet. Darum glaubt Zuckerman, dass User sozialen Netzwerken mit der Zeit mehr vertrauen als einem nationalen Rundfunkveranstalter.

Die re:publica

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Stofftasche mit re:publica-Logo.
Legende: re:publica

Die Konferenz rund um die digitale Gesellschaft findet seit 2007 jährlich in Berlin statt. Als kleines Bloggertreffen gestartet, ist sie heute eines der weltweit grössten Festivals über Netzkultur. Dieses Jahr steht die re:publica unter dem Motto «Finding Europe».

Solche Aussagen bleiben nicht unwidersprochen. So verweisen User auf Twitter auf eine Studie der Europäischen Rundfunkunion, die zeigt, dass User in Europa heute in erster Linie dem Radio vertrauen. Es folgen das Fernsehen, die Zeitungen – und erst am Schluss das Internet.

Alles bleibt beim Alten

Der Hashtag #rp15 wird die sozialen Netzwerke in den kommenden Tagen dominieren. Allerdings regt sich auch Kritik. Ein viel beachteter Essay im Feuilleton der «Welt» etwa erklärt, warum sich die re:publica überlebt haben soll.

Geschrieben hat ihn das ehemalige Piratenpartei-Mitglied Christopher Lauer, der heute für den Axel-Springer-Verlag tätig ist. Für ihn ist die re:publica alles und nichts – ein diffuser Event, an dem jeder wolle, dass sich etwas ändere. Nur um im nächsten Jahr festzustellen, dass sich eben doch nichts verändert hat.

Klassentreffen ohne Klassensprecher

Zu reden gibt auch, dass etwa der «Spiegel»-Kolumnist und bekannte Netzaktivist Sascha Lobo der re:publica dieses Jahr fernbleibt. Wenn der Klassensprecher nicht mehr am Klassentreffen teilnehme, so heisst es auf Twitter, dann habe die re:publica wohl ihren Zenit überschritten.

Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 6.5.2015, 17:10 Uhr

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