Wolfgang Heckl ist studierter Physiker, bekennender Bastler – und Direktor des Deutschen Museums in München. Er weiss also, wie moderne Technikvermittlung geht: Heckl ruft in seinem Buch «Die Kultur der Reparatur» auch nicht einfach zum Reparieren auf, er macht Lust darauf. Er postuliert beispielsweise, dass Reparieren intelligent macht. Schon allein die Suche nach einem Defekt fördere die analytischen Fähigkeiten.
Er schildert, wie sich moderne Menschen in Reparaturcafés treffen, um gemeinsam das alte Bügeleisen zu retten. Oder wie sie zusammen auf dem Computer ein Ersatzteil entwerfen, das nicht mehr lieferbar ist, und es auf einem 3D-Drucker ausdrucken. Seine Botschaft: Reparieren ist sexy und rettet die Welt, ein klein bisschen wenigstens.
Das Recht auf Reparatur
Mittlerweile hat sich eine weltumspannende Reparatur-Community entwickelt. Im Internet finden sich schrittweise Foto- oder Videoanleitungen für fast jeden Reparaturvorgang. Ersatzteile und Werkzeuge kann man recht günstig bestellen, inklusive eines so genannten iPhone-Liberation-Sets. Mit diesem kann man die sehr eigenartigen Schrauben am Mobiltelefon gegen gängigere austauschen: Erst das macht eine Reparatur mit eigener Hand möglich. Die Community reklamiert das Recht auf Reparatur – und sie sorgt mit dem Verkauf der passenden Schraubenzieher gleich selbst dafür.
Heckl verschweigt aber nicht, dass der gewiefte Reparierer manchmal einen langen Atem braucht. Wie er seine Reparaturversuche an einer ausgefallenen Pumpe im Swimming Pool beschreibt, hat komische Züge. Heckl diagnostiziert, dass an dieser Pumpe nur die Pumpe selbst defekt ist, der Motor aber noch läuft. Der separate Austausch des Motors ist aber nicht vorgesehen. Es folgt eine Odyssee vom Baumarkt zum Handwerkerbedarf und zurück. Am Ende aber lief die Pumpe.
Wer noch keinen Schraubenzieher besitzt, wird ihn nach der Lektüre dieses Buches kaufen.