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Mann vor einem Mikrophon.
Legende: «Philosophy Slam»: In Köln stellten sich 14 Disputanten dem philosophischen Redestreit. Flickr/ very quiet

Gesellschaft & Religion «Schlag den Platon!»- ein Philosophie-Festival begeistert

Die erste Phil.Cologne, die in Köln zu Ende gegangen ist, hat ihr Publikum gefunden: 43 Veranstaltungen, über 8300 Besucher und etliche ausverkaufte Vorstellungen.

Die Themenpalette war breit: Die Politikerin Sarah Wagenknecht debattierte mit dem Soziologen Oskar Negt über die Zukunft der Arbeit; der genussliebende Philosoph Robert Pfaller stritt sich mit dem konsumkritischen Soziologen Harald Welzer; der Fernsehmoderator Gert Scobel lud zur Live-Diskussion über die Frage, ob sich das menschliche Gehirn simulieren lässt; und der Bestsellerautor Frank Schätzing tauchte mit dem Astronauten Reinhold Ewald und dem Philosophen Klaus Mainzer ein in die unendlichen Weiten des Weltraums.

Platonisches Gastmahl

Auch hinsichtlich Formatvielfalt liess sich die Programmleitung, der Gert Scobel, Moderator bei 3sat, Wolfram Eilenberger und Svenja Flasspöhler, Chefredakteure des «Philosophie»-Magazins, sowie Jürgen Wiebicke, Moderator des «Philosophischen Radios» im WDR, angehören, einiges einfallen: In einer Neuauflage des platonischen Gastmahls hoben Philosophen bei Speis und Trank zu Lobreden auf den Eros an, Kinder und Jugendliche debattierten über Themen wie Gier oder Freiheit und ein philosophisches Experiment lud zur Selbsterkenntnis ein.

Einen Überraschungscoup landete der «Philosophy Slam» am Freitagabend, an dem Nachwuchsphilosophen unter dem Motto «Schlag den Platon» zum Redewettstreit antraten – der Publikumsauflauf übertraf alle Erwartungen.

Redewettstreit unter Philosophen

Rund 250 Personen drängten in den Stadtgarten, um die schmissigen Kurzvorträge der 14 Disputanten – unter ihnen ein Feng Shui-Berater, ein nautischer Offizier und ein evangelischer Pfarrer – zu hören und diese mit johlenden Zwischenrufen und viel Applaus bei Laune zu halten. Nach jeweils fünf Minuten erklang erbarmungslos der Gong und der Slammer musste die Bühne räumen. Erlaubt waren keinerlei Requisiten oder Bilder; allein das Wort zählte.

Nachdem die Teilnehmenden in der ersten Runde das Thema selber wählen durften und über Fragen sinnierten wie etwa, ob Katzen Fleisch essen dürfen oder ob wir mehr als im Leben flottierende Amöben sind, folgte am Samstag das Finale zum von den Organisatoren vorgegebenen Thema «Ich verrate Ihnen ein Geheimnis». Florian Werner und Andreas Speer, die mit viel Verve moderierten, sorgten für eine lockere und wohlwollende Stimmung.

Misstöne im Vorfeld

Im Vorfeld hatte Florian Werner, der den Slam organisierte, allerdings auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. So musste er feststellen, dass die Poetry-Slam-Szene mittlerweile so professionalisiert ist, dass sie mit ihren ganz eigenen Ansprüchen auftritt.

Beispielsweise kritisierte ein renommierter Slammer, dass die Performer unentgeltlich auftreten, während die Veranstalter Eintritt verlangen. Ausserdem hatte die Phil.Cologne anfänglich die in der Slammerszene übliche Praxis missachtet, dass jene, die sich auf die Bühne wagen, stets eine Handvoll Leute gratis mitbringen dürfen. Auf letzteren Wunsch ging das Programmkomitee ein.

Rege Nachfrage

Das Philosophie-Festival darf als Erfolg bezeichnet werden. Pressesprecherin Doro Zaun zeigte sich mehr als zufrieden. Die kleine Schwester des Literaturfestivals Lit.Cologne, das seit 2001 jährlich mit bis zu 175 Veranstaltungen lockt, hat sich also auch im zarten Alter von einem Jahr bereits zum eigenständigen Persönchen gemausert. Bemängelt werden könnte einzig, dass die Frauenstimmen unter den geladenen Gästen etwas allzu kurz kamen.

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