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Gesellschaft & Religion Slavoj Žižek verbindet radikales Denken mit vulgärem Witz

Man könnte ihn als Naturereignis bezeichnen, denn eine Begegnung mit Slavoj Žižek geht nicht spurlos an einem vorbei. Anders als viele Intellektuelle will der slowenische Philosoph und Psychoanalytiker nicht primär Antworten geben, sondern die richtigen Fragen stellen und vor allem eines: verwirren.

Sendehinweis

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Slavoj Žižek ist zu Gast bei Barbara Bleisch in der Sternstunde Philosophie am Sonntag, 19.06.2016 um 11 Uhr auf SRF1.

Wenn Slavoj Žižek spricht, dann gleicht dies einem hektischen und ambitionierten Ping-Pong von Anekdoten, die nie zu versiegen scheinen: «Ich bin kein Mensch, ich bin ein Monster!» Soweit der Philosoph über sich selbst. Was das genau zu bedeuten hat, muss wohl der Interpretationsmacht eines Jeden überlassen werden. Soviel sei gesagt: Slavoj Žižek lässt sich den Mund nicht verbieten. Er hält wenig von herkömmlichen Höflichkeits-Etiketten. Dass er deshalb auch mal Gegenstand von Shitstorms wird – vor allem wenn es um seine Meinung in Sachen Flüchtlingspolitik geht – beeindruckt ihn ebenso wenig.

Buchhinweis

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  • Slavoj Žižek: «Ärger im Paradies - Vom Ende der Geschichte zum Ende des Kapitalismus», S. Fischer Verlag 2015
  • Slavoj Žižek: «Der neue Klassenkampf - Die wahren Gründe für Flucht und Terror»,

    Ullstein 2015

  • Christopher Kul und Piero: «Slavoj Žižek - Ein Sachcomic», Tibia Press 2013

Radikalkritik und vulgärer Witz

Trotzdem gehört der Slowene zu den wohl beliebtesten und berühmtesten Intellektuellen weltweit, was mitunter daran liegen dürfte, dass er seine Radikalkritik am kapitalistischen System im selben Atemzug mit einem vulgären Witz zu vereinen weiss. Oder vielleicht auch daran, dass er sogar seiner eigenen Kritik ironisch gegenübertritt, indem er gleich nach ausschweifender Kapitalismus-Wutrede zur Coke Zero greift?

Auf alle Fälle versteht sich der in Ljubljana aufgewachsene Philosoph darauf, alle nicht gestellten Fragen zu beantworten und zeitgleich neue zu generieren.

Vormachtstellung von Ideologien

Was den präsenzstarken Žižek aber grundlegend umtreibt, ist die Vormachtstellung von Ideologien. Diese sieht er überall in unserer Welt am Werk. Alles, was wir im Alltag wahrnehmen, sei durchtränkt von einer Ideologie, die sich selbst aber nicht vordergründig zu erkennen gebe, sondern unbewusst im Hintergrund auf uns wirke, so der Philosoph. Denn es liege in der Natur der Ideologie, dass man sie nicht erkennt. Sobald man sie nämlich erkenne, unterliege man ihr nicht mehr.

Žižek behauptet sogar, Ideologie sei unser natürlicher Zustand. Von diesem können wir uns erst lösen, wenn wir die «richtige Brille» tragen, die uns hinter die Dinge – auf die Ideologie – blicken lässt.

Welche Ideologien hinter diversen alltäglichen Produkten versteckt sind, das erfahren Sie von Slavoj Žižek im folgenden Videoausschnitt aus der Sternstunde Philosophie.

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