Das grösste Unrecht, das man Bankern antun könne, meint Luyendijk, sei, sie für habgierig zu halten. Sie seien vielmehr wie Hochleistungssportler. Nur dass sie nicht um Pokale miteinander konkurrieren, sondern um einen Bonus. Um Geld. «Das ist in unserem Jahrtausend der Inbegriff von Männlichkeit.»
Viel Einsamkeit – noch mehr Geld
Joris Luyendijk findet in seinem Buch viele Vergleiche, um dem Leser die Spezies Banker nahe zu bringen. Er beschreibt Menschen, die über Jahre hinweg 80 Stunden pro Woche arbeiten, deswegen fast alle ihre Freunde verlieren – und dafür mit schwindelerregenden Boni belohnt werden.
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Die Geschichten der Banker und Bankerinnen, die bei börsennotierten Finanzinstituten beschäftigt sind, ähneln sich. Während es jedoch in Frankfurt, Wien und Zürich gesetzlich geregelte Kündigungsfristen gebe, könnten Banker in der Londoner «City» von einer Sekunde zur anderen gefeuert werden.
Luyendijk ist ohne besondere Vorkenntnisse, bewusst unbedarft an seine Recherche herangegangen, denn er will mit den Resultaten vor allem den Laien erreichen. Viele Durchschnittsbürger empörten sich über das Gebaren der Banken, ohne zu ahnen, dass ihre Rentengelder bei genau diesen Banken angelegt sind. «Wir sitzen alle im selben Boot», betont Luyendijk, «die Banker sind lediglich die am besten bezahlten Opfer dieses Systems.»
Zu lukrativ um sich zu ändern
Der Sozialwissenschaftler ist überzeugt: Die globalisierte Finanzwelt ist viel zu lukrativ, als dass sich das System von innen heraus reformieren liesse. Dafür braucht es seiner Ansicht nach etwas anderes: bessere Gesetze. Banken müssten wieder so klein und überschaubar sein, dass sie bei einem Konkurs nicht das ganze Wirtschaftssystem gefährden. Und Banker müssten für Fehlinvestitionen persönlich die Konsequenzen tragen.
Wer Joris Luyendijk Buch liest, wird viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren haben. Etwa über die aktuelle Krise in Griechenland. Mit jeder neuen Krise, prophezeit der Autor, werden mehr und mehr Menschen nach einem anderen System rufen. Und eines Tages werde ein Politiker seine Chance erkennen und sagen: «Wenn ihr mich wählt, mache ich eure Forderungen zu Gesetzen.»